Bad Gastein – Toni haderte
KSC Sportgeschichte
Nach seinen unwiederholbaren Erfolgen, insbesondere bei den olympischen Spielen im Jahr 1956, wollte Toni Sailer nicht einfach abtreten. Deshalb trat er 1958 bei den Ski-Weltmeisterschaften an, er wollte beweisen, dass seine olympische Gold von Cortina nicht nur Glück, sondern auf Können und Arbeit zurückzuführen war. Und er hat es bewiesen. Toni gewann drei Goldmedaillen und eine Silbermedaille.
50 Jahre nach seinem Erfolg in Bad Gastein sagte Sailer bei einem ORF Interview: „…und dann habe ich mir gedacht, jetzt aufhören ist nicht ganz richtig. Es könnte nämlich ein paar [Leute] geben die sagen, Sailer hat nur Glück gehabt. Und da habe ich mir gesagt, das können sie ruhig sagen, ich werde es ihnen beweisen, dass das kein Glück, sondern Arbeit bis ins kleinste Detail war.“
Den Zuschlag für die Titelkämpfe bekam Bad Gastein 1955 in Montreux. Mit ein Grund war das bereits international etablierte Silberkrug-Rennen, das 1951 erstmals am Graukogel ausgetragen wurde und im Damen-Skirennsport neben Grindelwald eines der größten Sportereignisse war. Bereits zuvor hatten die Gasteiner die Österreichischen Meisterschaften veranstaltet. Die Vergabe ins Salzburger Land war eine Sensation und sorgte in den Nachkriegsjahren für einen Aufschwung. Zudem konnte Gastein auch mit einer Zuganbindung punkten. Die Investitionen waren hoch und waren ein großes Risiko für die Gemeinde. Niemand konnte berechnen, wie viele zahlende Zuschauer kommen werden. Der tatsächliche Andrang übertraf alle Erwartungen.
Von der FIS waren zur WM in der Abfahrt und im Riesenslalom lediglich Toni Sailer fix nominiert, Anderl Molterer im Riesenslalom. Bei der Vor-Weltmeisterschaft 1957 war Hias Leitner unschlagbar. Anderl belegte den zweiten und Toni den dritten Rang.
Dass ausgerechnet die ersten Ski-Weltmeisterschaften nach dem Krieg in Österreich für die österreichischen Teilnehmer so erfolgreich werden würden, hatte keiner zu hoffen gewagt. Gleich vier Gold-, vier Silber- und eine Bronzemedaille konnte das österreichische Team, angefeuert von 60.000 Zuschauern vor Ort, gewinnen. Vor allem Toni Sailer sorgte mit Gold in Abfahrt, Riesenslalom und Kombination sowie Silber im Slalom für großen Jubel. Der Österreicher Josef Rieder erwarb eine Goldmedaille im Slalom, Silber im Riesenslalom und in der Kombination.
Ernst Hinterseer berichtet dazu:“ Das waren die goldenen Zeiten des Skisports. Wir waren damals ein starkes Team und haben uns gegenseitig inspiriert und geholfen.“
Was blieb von der Ski-WM in Bad Gastein?
Für Toni Sailer war diese WM das Maß aller Dinge, er hat bewiesen, dass er kein Glücksfahrer war, dass er Talent hat und der Skirennsportler schlechthin ist. Nun konnte er seine Zukunft gestalten und begann seine Karriere als Schauspieler.
Für die Skirennläufer brach eine neue Ära an. Einige beendeten ihre aktive Laufbahn und schafften sich ein neues Standbein und junge Athleten, wie zum Beispiel Karl Schranz, wurden entdeckt. Österreich und seine Sportler erlangten ein neues Selbstbewusstsein. Anderl Molterer, Ernst Hinterseer und Hias Leitner empfahlen sich für die bevorstehenden olympischen Winterspielen 1960 in Squaw Valley.
Für Österreich bedeuteten die Weltmeisterschaften einen Schritt in die Zukunft. Hoffnungsvoll nahm die Wirtschaft Fahrt auf, der Sozialeffekt war hoch. Bad Gastein wurde geweckt. Bis zu diesem Zeitpunkt war es eine Urlaubsstätte für „alte und kranke Menschen“. Ende des 19. Jahrhunderts war es der Kurort des Kaisers und es reisten Gäste aus ganz Europa zur Kur an, riesige Belle-Èpoque-Hotels wurden gebaut, die noch heute das Bild prägen. Doch nach dem Krieg kam ein schleichender Niedergang.
Waren es 1950 gerade mal 90.000 Übernachtungen, konnten 1959, ein Jahr nach der WM, bereits 286.000 verbucht werden. In den vergangenen Jahren kämpfte der einst mondäne Ort mit einem verfallenden Ortskern. Nun wollen sie sich neu positionieren und mit Hilfe von Investoren fanden Revitalisierungen statt. Sportlich hat sich einiges getan, das bekannte Damen-Tennisturnier im Sommer und der Snowboard-Weltcup sowie zahlreiche Events machen auf sich aufmerksam. Das legendäre Silberkrug-Rennen gibt es leider nicht mehr.
Abfahrt
Gold – Toni Sailer, Silber - Roger Staub (SUI), Bronze - Jean Vuarnet (FRA), 4. Willi Forrer (SUI) und drei Athleten waren ex-aequo auf dem fünften Rang: Anderl Molterer, Hias Leitner und der Franzose Adrien Duvillard.
Riesenslalom
Gold – Toni Sailer, Silber - Josef „Josl“ Rieder, Bronze – Francois Bonlieu (FRA) – ex aequo Roger Staub (SUI), 5. Wallace „Buddy“ Werner (USA), 6. Anderl Molterer – ex aequo Igaya Chiharu (JPN).
Slalom
Gold – Josl Rieder, Silber – Toni Sailer, Bronze - Chiharu Igaya (JPN), 4. Buddy Werner (USA), 5. Roger Staub (SUI), 6. Adi Mathis (AUT).
Kombination
Gold – Toni Sailer, Silber – Josl Rieder, Bronze – Roger Staub (SUI), 4. Chiharu Igaya (JPN), 5. Anderl Molterer, 6. Roland Bläsi (SUI)