Bewundernswert fit
Langlauf
Die erste Langlaufspur führt Jahr für Jahr von seinem Haus oberhalb von Schloss Münichau in Reith zur Loipe am Schwarzsee. Langlaufen ist die große Passion des Sepp Schmid (81).
„Jetzt hab ich schon gemerkt, dass das Langlaufen nicht mehr ganz so gut geht, wie in den vergangenen Jahren“, so Sepp ganz zu Beginn unseres Gesprächs in seiner Stube. Bei der Clubmeisterschaft Langlauf im Vorjahr war er einer der Startläufer, die im klassischen Stil gestartet sind. Auch Simone Ehrensperger (22) war dabei und die beiden hatten sich zunächst nur am Start gesehen. „Umso mehr erstaunt war die junge Dame, als ich sie beim Anstieg kurz vor Start und Ziel überholt habe“, berichtet der Langlaufveteran nicht ohne Stolz. „Daran knabbert sie heute noch“, wirft Langlauftrainer und Vater Toni Ehrensperger ein. „Beim Koasalauf in diesem Jahr hat sie mir dann fünf Minuten aufgebrummt“, so Sepp weiter, der seit dem Tod seiner Frau alleine in seinem Haus wohnt. Apropos Koasalauf: einmal hätte er seine Klasse überlegen gewonnen, weil er aber den Zeitnehmungs-Chip nicht mitgeführt hatte, gab’s keine Zeit. „Halb so wild“.
Er freue sich immer sehr auf den Winter, um möglichst viel Zeit auf der Langlaufloipe zu verbringen. Obwohl er an der ‚feuchten Makula-Degeneration‘ leidet, die ihm beim Sehen immer mehr Schwierigkeiten bereitet, hält er sich mit dem Sport körperlich wie auch geistig fit. Um sich orientieren zu können, laufe er oftmals anderen Langläufern hinterher. Er müsse ganz einfach aktiv bleiben, denn gar nichts tun komme für den rüstigen Pensionisten nicht in Frage. Nach den ersten drei Ganghoferläufen in Leutasch gab es im Tiroler Unterland immer mehr Volksläufe – Sepp war meist dabei. „Bevor ich den Toni getroffen hab‘, und so zum Club gekommen bin, war ich lange Zeit allein unterwegs und hab auch viel erlebt“, berichtet er mit glänzenden Augen.
Masters-WM 2014 in St. Ulrich vor Augen
Dann erzählt er von den Masters-Weltmeisterschaften, die ihn nach Seefeld und Toblach (Südtirol), aber auch weiter nach Alaska, Norwegen, Kanada oder Russland geführt haben. An insgesamt 14 dieser Senioren-Weltmeisterschaften hat Sepp Schmid teilgenommen. „In Krasnogorsk 2005 (eineinhalb Stunden von Moskau entfernt) war die Loipe vom Feinsten. Sie war mit einem Schranken abgesperrt und wir sind immer wieder am 20 Meter hohen Kriegerdenkmal vorbeigelaufen. An allen Zugängen ins Stadion und zur Strecke sind wir kontrolliert worden“, weiß er zu erzählen.
Bei der Masters-WM 1999 in Grindelwald hatte sich beim Skating-Rennen unterhalb des Eiger eine Lawine gelöst und war auf der Loipe zum Stillstand gekommen. „Gottseidank ist damals nichts passiert!“ Etwas mulmig zumute war ihm allerdings während eines Trainingslaufs in den Wäldern von Kuusamo in Finnland 1987. „Nachdem ich schon eine halbe Stunde unterwegs war, war ich plötzlich inmitten eines riesigen Waldes und musste den Rückweg suchen. Bis ich allerdings wieder am Ausgangsort war, dürften zweieinhalb Stunden vergangen sein. Die Häuser waren alle einstöckig, es hat alles sehr ähnlich ausgesehen. Erst als ich einen auffällig hohen Turm wiedergesehen habe, konnte ich beruhigt nachhause laufen“.
Immer, wenn er voller Begeisterung von unzähligen Veranstaltungen im In- und Ausland erzählt, funkeln seine Augen. Dieselbe Freude sieht man ihm an, wenn man ihn beim Langlaufen trifft und er berichtet, dass er schon auf der zweiten oder dritten Runde von Reith nach Kitzbühel ist. Im abgelaufenen Winter habe er vormittags einige Male die Loipe für sich alleine gehabt. „Auf der frischen Spur geht’s dann butterweich dahin. Das hat schon was.“ Sepp Schmids‘ Erzählungen und Erinnerungen könnten mit ziemlicher Sicherheit ganze Bücher füllen. „Wenn ich noch genug sehe und noch fit genug bin, dann wäre die Masters-WM in St. Ulrich im nächsten Jahr auf jeden Fall ein ganz großes Ziel“, freut sich der Schmid Sepp.