Das Hauptziel ist, mit Sport Menschen zu entwickeln
Der Mitgliederabend wurde traditionell am 17. November, zu Toni Sailers Geburtstag, mit hervorragenden Vorträgen unterstrichen. KSC Vizepräsident Wilfried Leitzinger begrüßte die Anwesenden und es wurde an die verstorbenen Funktionäre gedacht.
KSC LL-Trainer Toni Ehrensperger stellte als ersten Vortragenden den Erfolgstrainer Trond Nystad vor. Er war aktiver Langläufer, Leichtathlet und Fußballer. Viele Jahre arbeitete Nystad als Trainer in Deutschland, USA, Schweiz, Norwegen und zuletzt beim ÖSV. Er studierte unter anderem auch Wirtschaftswissenschaften.
Weltmeister – oder „Die Welt meistern?!“
Trond Nystad, eine Trainergröße im Nordischen Bereich warf viele Fragen zum Thema „Erfolgsdruck bei Kinder“ auf. Nystad redete dabei auch über die Nationalen Verbände und deren Leistungsdruck. „Die jungen Athleten werden viel zu früh gemessen, in Norwegen gibt es zum Beispiel unter dem zwölften Lebensjahr gar keine Ergebnislisten“, so der promovierte Wissenschaftler. „Wir müssen Menschen entwickeln, unser Wissen teilen!“ Auch das Trainieren will gelernt sein, wenn man Erfolg haben möchte. Kinder müssen selbstständig arbeiten und die Eltern müssen sie aber auch Kinder sein lassen. Beeindruckend zeigte Nystad Aussagen von bekannten norwegischen Sportgrößen:
- „Nicht alle, die Sport betreiben können Weltmeister werden. Das Wichtigste ist, dass dein Kind lernt, etwas zu meistern und glücklich dabei ist.“ (Karsten Warholm)
- „Wir müssen auch die erreichen, die nicht gut sein möchten.“ (Wilson Kipketer)
- „Das Hauptziel mit Sport ist, Menschen zu entwickeln.“ (Tore Øvrebø)
- „Spezialisierungen mit 7-8 Jahren werden in einigen Länder diskutiert, aber so eine Diskussion wäre in Norwegen absurd“ (Johan Olav Koss)
- „Siegen und verlieren ist wichtig, aber es soll nicht deinen Wert als Kind definieren. Kinder sollen spielen und Spaß haben, während sie etwas lernen“ (Tore Øvrebø)
- „Wir sehen keinen Grund wieso du schwierig sein musst, um ein guter Athlet zu sein. Wir haben keinen Platz für schwierige Athleten in unserem Team“ (Kjetil Jansrud)
- „Wenn ich meinen 8 Teammitgliedern helfe, kriege ich 8 mal so viel zurück“ (Martin Sundby)
Er appellierte, dass Kinder vielseitig sein sollen und eine Sportspezialisierung erst später erfolgen soll. „Allerdings muss gearbeitet, sprich trainiert werden. Unsere Athleten sollen Freude am Sport haben und Leidenschaft entwickeln, sie sollen ihre Potentiale entwickeln. Wir Erwachsenen sind ihre Vorbilder, dürfen nicht diskriminierend sein und der Sport soll für alle offen sein“. Vor allem: Ohne Selbstständigkeit und Selbstverantwortung geht gar nichts. „Unser Endziel ist ein selbstständiger Athlet!“
KSC Präsident Michael Huber bedankte sich herzlich und stellte anschließend Marco Büchel vor.
„Die Streif ist schwierig, attraktiv, extrem – zusammengefasst, einfach „geil“, so startete Büchel seinen Bericht.
Büchel berichtete über seine Erfahrungen am Hahnenkamm, vom ersten Start bis zum Sieg im Jahr 2008 skizzierte er voller Emotionen seine Rennerfahrungen. Temperamentvoll und mitziehend schilderte er seine erste Abfahrtserfahrung auf der Streif. War er zuerst ein Riesenslalomspezialist, war ihm schnell klar, er möchte auch auf den schnellen Disziplinen punkten. Besonders hinreißend war seine Streiffahrt 2006. Lange stand er auf der Siegerposition, allerdings war Michael Walchhofer schneller. Mit viel Humor berichtete er über seine Gefühle in jenem Augenblick, als Walchhofer ihn um fünf Hundertstel schlug. Büchel: „Ich dachte, sch….. und war voll enttäuscht, dann dachte ich, oh die Kameras sind auf mich gerichtet, grinste und hob den Daumen“, so Büchel, eigentlich war er enttäuscht. Zwei Jahre später gewann er den Super-G am Hahnenkamm und sagte: „Hier muss man gewonnen haben, nur dann ist man akzeptiert im Skirennsport. Auf der Streif gibt es keinen Zufallssieger!“ Die Liechtensteiner Skilegende berichtete aber auch über die Angst, die immer wieder mitfährt, schilderte alle Streckenabschnitte und seine Gefühle von damals.
Zum Abschluss zeigte Nils Stolzlechner Ausschnitte von Super-8 Aufnahmen seines Vaters Hans, der heuer verstorben ist. Es zeigt die Kitzbüheler Skijugend in den 1970er Jahren. Der KSC lud zur traditionellen Jause nach den Vorträgen ein. Präsident Michael Huber war begeistert über den Abend. „Unglaubliche Geschichten und hochinteressante Ansätze für den Nachwuchs gab es. Ich bedanke mich bei allen Mitgliedern und KSC Freunden die heute gekommen sind!“