Die stille Geburt eines Mythos

Vor 85 Jahren

„Internationaler Abfahrts- und Slalomlauf am 28. und 29. März in Kitzbühel“. So wurde das 1. Hahnenkamm-Rennen in den Kitzbüheler Nachrichten angekündigt. Es waren die Geburtsstunden. Zu diesem Zeitpunkt konnte noch niemand ahnen, dass es sich um eine Erfolgsgeschichte handelt.

Hier ein Auszug aus dem Buch „Chronik eines Mythos“, Band 1:

Das Hahnenkamm-Rennen und der Kitzbüheler Ski Club gehören zusammen wie Zwillinge. Ihre Geschichte weist viele Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten auf: getauft auf ihre heutigen Namen im gleichen Jahr (1931), Frucht mehrerer Wurzeln und Traditionen, entstanden, um sich aneinander zu immer höheren Leistungen emporzuranken. Zum Ski Club vereinten sich der traditionsreiche Wintersportverein und der moderne Kitzbüheler Sport Club mit seiner Skiriege. Das Hahnenkamm Rennen erwuchs aus der Tradition der Franz-Reisch-Gedächtnisrennen und der Faszination der modernen internationalen Kandahar-Rennen. Als im Jänner 1931 das Franz-Reisch-Gedächtnisrennen zum ersten Mal in Kitzbühel nach den erst kurz zuvor offiziell genehmigten Kandahar-Bestimmungen gefahren und im März ein Werbelauf des Wintersportvereins ebenfalls nach Kandahar-Regeln durchgeführt wurde, konnte noch niemand ahnen, welche Erfolgsgeschichte diese Verbindung der beiden Elemente hervorbringen würde.

Dieser Werbelauf am 28. und 29. März 1931 war das erste Hahnenkamm-Rennen. Der Wintersportverein hatte sich bereits im Jänner an die Direktion der Hahnenkamm-  Bergbahn AG gewandt und um Unterstützung  für ein Rennen gebeten. Man einigte  sich auf ein Rennen im März. Dieser späte  Termin sollte aller Welt beweisen, dass am  Hahnenkamm Skifahren immer noch möglich  ist, wenn in anderen renommierten Wintersportorten  bereits der Frühling Einzug gehalten  hat. Die Bergbahn förderte diese  willkommene Werbemaßnahme mit der Stiftung  eines Wanderpreises. 

Die Veranstalter und Teilnehmer dieses ersten  Rennens konnten nicht wissen, dass sie  damit eine lange währende Tradition begründeten.  Auch in den folgenden Jahren  war man sich dessen noch nicht bewusst.  Denn erst 1950 begann der Kitzbüheler Ski Club (K.S.C.) mit der  Ausschreibung des 12. Hahnenkamm-Rennens  offiziell zu zählen. Wie man damals auf  die Zahl zwölf kam, kann heute nicht mehr  nachvollzogen werden. Nach umfangreichen  historischen Recherchen steht fest,  dass die Zählung nicht stimmte. Denn die  Ehrentafeln der Hahnenkamm-Sieger verzeichnen  bis in die 60er Jahre hinein auch  Sieger von Rennen der Jahre 1933 und  1934, obwohl in diesen Jahren keine Hahnenkamm-  Rennen dokumentiert sind. Auch später gab es bei der offiziellen  Zählung Schwankungen. Der alpine Teil der  3. Internationalen Skiwoche von Österreich,  der 1954 in Kitzbühel stattfand, wurde weder  als Hahnenkamm-Rennen ausgeschrieben,  noch als solches betrachtet. Zwei Jahre später  sah man das anders — und deklarierte  dieses Sportereignis im Nachhinein zum  Hahnenkamm-Rennen. Die Folge war, dass  das HKR von 1957, eigentlich das 17. Hahnenkamm-  Rennen, nun als 18. veranstaltet  wurde. Ein 17. Hahnenkamm-  Rennen hat es deshalb offiziell  nie gegeben. 

Damals starteten Sportler, die schon am Mürrener Rennen teilgenommen hatten, sowie Wettläufer vom Arlberg und aus Innsbruck. Die Hahnenkammbahn erleichterte den Athleten den Weg zum Start. Erst von der Bergstation aus mussten sie sich zu Fuß zum Abfahrtsstart bei der Ehrenbachhöhe begeben. Der Slalom war ursprünglich vom Steinbergkogel Richtung Griesalmen geplant. Das Wetter erzwang dann aber die Wahl einer anderen Strecke. Von diesem ersten Hahnenkamm-Rennen ist ein Bericht in den Innsbrucker Nachrichten überliefert: „Am Samstag und Sonntag führte der Wintersportverein Kitzbühel einen Werbelauf durch, der durch die Beteiligung zahlreicher Mitglieder des Kandahar-Skiklubs Mürren zu einem schönen sportlichen Ereignis wurde. Der Abfahrtslauf führte von der Ehrenbach- höhe, obere und untere Fleckalpe nach Klausen. Bei herrlichstem Firnschnee und prächtigem Wetter sausten die Läufer zu Tal, die gefahrenen Zeiten sind als hervorragend zu bezeichnen. Am Vormittag war das Wetter schlecht, so daß der Slalom in das Tal verlegt werden mußte. Mittags aber brach die Sonne durch die Wolken, so daß sich die Rennleitung entschloß, die Durchführung des Slaloms auf den Hahnenkamm zu verlegen. Bill Braken, der englische Skichampion und Slalomsieger des heurigen Kandaharrennens, steckte einen rassigen Slalom aus, der viel technisches Können erforderte. Eine zahlreiche Zuschauermenge verfolgte mit Interesse das spannende Rennen.“

An der Abfahrt nahmen 26 Sportler teil. Neun Läufer kamen ins Ziel. Sieger wurde Ferdinand Friedensbacher mit 4:34,12 Min. Im Slalom, an dem sich 22 Läufer beteiligten, siegte Hans Mariacher mit 0:44,48 Min. im ersten und mit 0:43,12 Min. im zweiten Durchgang. Zweiter wurde der Engländer Gordon Neil Spencer Cleaver vom SC Kandahar mit 0:42,48 und 0:44,00 Min. Damit erhielt Cleaver, der in der Abfahrt Platz sechs erreicht hatte, mit der Note 269.29 die beste Gesamtwertung und wurde als Kombinationssieger gefeiert. 

Kitzbüheler Nachrichten:


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