Florian Dagn: "Nordische Kombination perfekt für mich"

„Die Nordische Kombination ist die perfekte Disziplin für mich“

Herzlichen Glückwunsch zur Goldmedaille bei der Junioren-WM in Rasnov/ Cheile Gradistei (Rumänien)! Erzähl uns, wie der Wettkampf war. Wie hast du dich motiviert?

Das war schon sehr cool, eine neue Erfahrung, vor allem für mich als Jahrgangsjüngster. Beim Springen hat es gut geklappt, wir haben uns schon vor unserem stärksten Konkurrenten, dem Deutschen Team, platziert. Dann konnten wir mit besserem Vertrauen auf die Loipe gehen. Da war mir klar, dass wir gewinnen können, weil wir die stärkeren Langläufer sind. Ich habe mir gedacht, eine Medaille wäre sicher schön und das hat mich angespornt.

Bei der YOG (Youth Olympic Winter Games) in Lillehammer (NOR)  hast du beim Skispringen Bronze mit dem Mixed Team gewonnen. Bei der Nordischen Kombination warst du nicht ganz zufrieden, letztlich hast du Bronze verfehlt. Jetzt hinterher betrachtet, wie sind dir die beiden  Wettkämpfe in Erinnerung? Du hast besonders nach der NK deinem Ärger freien Lauf gelassen.

Lillehammer war sehr schön. Natürlich war ich froh, dass ich beim Spezialspringen für den Wettkampf nominiert wurde. Es war lässig, wieder einmal nur zu springen, allerdings  ist mir das Kombinieren schon lieber.  Der vierte Platz war schon bitter, vor allem, weil der Sieger in dieser Saison meistens hinter mir war. Wenn es beim Springen geklappt hätte, hätte ich auch eine Medaille gewinnen können. Aber jetzt kann man nichts mehr ändern. Die Sprünge vor dem Wettkampf waren schon nicht optimal und ich bin mit dem Wind nicht zurechtgekommen, was aber keine Ausrede sein soll. Dann habe ich das Selbstvertrauen verloren. Zwei Tage später beim Teambewerb (Anm. d. Redaktion: Spezialspringen)  hat es dann wieder gepasst und wir haben Bronze gewonnen.

Wenn man deine Ergebnisse betrachtet, sieht man, dass du ein guter Langläufer und ein guter Skispringer bist. Warum hast du dich für die Nordische Kombination entschieden?

Die Kombination von Springen und Langlaufen gefällt mir. Ich bin gerne in der der Luft. Andererseits ist es cool, beim Langlaufen an die körperlichen Grenzen zu gehen.

Du bist ja nicht nur Junioren-Weltmeister, sondern auch dreifacher österreichischer Jugendmeister. Der Blick auf die Gesamtwertung des Austria-Cups ist außerdem erfreulich. Du hast mit 1.080 Punkten gewonnen und den Zweitplatzierten ganze 374 Punkte hinter dir gelassen (Gschier Johannes ST). Hast du ein Erfolgsgeheimnis?

Im ersten Jahr in der HIB (Anmerk. Schule in Saalfelden) habe ich mit Krafttraining begonnen. Ich habe mich körperlich entwickelt und deshalb ist es mir beim Langlaufen besser gegangen, weil ich jetzt mehr Kraft habe.  Heuer habe ich mich beim Springen leicht getan, ich konnte in dieser Disziplin viel Vorsprung herausholen. Beim Langlauf ist die Kraft zum Anschieben mehr geworden. Das hat geholfen.

Das Ganze kommt ja nicht von ungefähr. Für so einen Erfolg muss man hart arbeiten, am Ball bleiben und man darf kein Training auslassen. Wie ehrgeizig bist du und welche Sportarten übst du aus?

Mein Tag beginnt mit Dehnen und Rumpfmobilisation, was sehr wichtig ist. Ich gehe im Winter pro Woche zwei Tage zur Schule, die restliche Zeit kann ich mich auf Trainings und Wettkämpfe konzentrieren.  Jetzt, nach der Wettkampfsaison, gehe ich am Vormittag zur Schule und ich trainiere am Nachmittag. Ich arbeite dann nach dem Trainingsplan und auch mit den Trainern komme ich sehr gut aus, was für mich wichtig ist.  Wertvoll ist auch, dass ich zu Seppi Jenewein (Anm. d. Redaktion: Jenewein ist der K.S.C. Referent für Sprunglauf und Nordische Kombination) einen sehr guten Kontakt habe. Wenn etwas nicht passt, kann ich ihn anrufen. Hin und wieder geht er mit mir auf die Sprungschanze. Sommer wie Winter. Da fahren wir dann nach Villach, Ramsau, Saalfelden oder Seefeld. Seppi kennt mich von klein auf und er weiß, was bei mir funktioniert hat und er hilft mir, das wieder ins Gedächtnis zu rufen.  Danach passt für mich wieder alles.

Jeder Sportler hat Ziele und einen Plan. Wo möchtest du in fünf Jahren sein? Was sind deine Erwartungen? Worauf können wir uns freuen?

Nach einer guten Saison glaube ich nicht, dass ich auch in Zukunft  sicher etwas  „reißen“ kann. Natürlich wünsche ich es mir. Aber nur, weil es heuer gut gelaufen ist, brauche ich in meinen jungen Jahren nicht denken, dass ich schon im Weltcup bin.  Es kann sich alles ändern. Wenn ich so weitermache, fleißig bin und das Glück auf meiner Seite habe, dann schaut es hoffentlich gut aus, aber ich möchte auf dem Boden bleiben. Mein Ziel ist, immer meine beste Leistung abzurufen. Mehr als ich d‘rauf habe, kann ich eh‘ nicht zeigen. Ich will mich auf jeden Fall weiterentwickeln.

Du hast sicher Wünsche, was deinen Sport angeht. Wo kannst du noch Unterstützung brauchen und wie könnte man dir weiterhelfen? Wie hast du deinen Sommer geplant?

Ich sehe mich da auf einen guten Weg, der Kitzbüheler Ski Club unterstützt mich perfekt und ich bekomme, was ich brauche. Ich habe vor meiner Zeit im ÖSV-Kader  alles vom K.S.C. bekommen und ich finde das schon wichtig, dass man nicht alles selber kaufen muss. Da steht der K.S.C. schon sehr dahinter. Das Material, also Sprunganzüge, Sprungski, Langlaufausrüstung, ist nämlich nicht billig.

Bei den Nordischen sind die Kosten ein besonderes Thema.  Wie schaut es derzeit mit Sponsoren aus? Gibt es Wünsche an  den K.S.C. oder den Verband?

Ich habe jetzt einen Kopfsponsor, das ist Raiffeisen. Das ist jetzt das erste Jahr und ich bin sehr froh und auch dankbar. Mir ist klar, dass ich als Kombinierer nie so richtig viel verdienen werde, wie zum Beispiel ein Fußballer oder Skifahrer. Ich bin schon froh, wenn ich eine kleine Unterstützung bekomme. Ich würde mich freuen, wenn ich noch weitere Sponsoren bekommen könnte. 

Warst du immer schon ein Kombinierer oder hast du vorher andere Disziplinen ausprobiert? Wann hast du die Nordische Kombination für dich entdeckt? Was hat dich daran  fasziniert? Gibt es für dich Vorbilder? Hast du bereits gröbere Verletzungen hinnehmen müssen?

Ursprünglich war ich im KSC-Alpinkader. Weil ich immer so gerne gesprungen bin, hat der Alpintrainer gesagt, ich soll das Skispringen probieren. Mein Bruder war bei den Langläufern. Dann habe ich bei einer Kombination, einem TSV-Cup in Kitzbühel, mitgemacht und gleich gewonnen. Am Anfang habe ich noch mit Gidi Achorner vom SV Reith trainiert und in Folge mit den K.S.C. Langläufern und Toni Ehrensperger. Anfangs hat mir das Langlaufen nicht gefallen,  und ich habe mich dagegen gesträubt  (lächelt).

Was möchtest du abschließend noch sagen? Welchen Tipp hast du?

Seppi Jenewein und sein Team sind spitze. Man ist bei ihnen gut aufgehoben und das Training macht Spaß. Mit Freude funktioniert das. Ich bin jetzt schon  das zweite Jahr in der HIB, das ist perfekt für mich.

Danke Florian für das Interview, weiterhin alles Gute!

Zu Florian Dagn

Spricht man mit Florian Dagn, bemerkt man sehr rasch seine Bescheidenheit und dass er sich Gedanken über seine Zukunft macht. Wenn er sagt, „ich weiß,  als Nordischer Kombinierer werde ich nie viel verdienen“, ist es beeindruckend. Es zeigt, dass er diese Disziplin, die ja eine Herausforderung ist, liebt. Vor allem auch, weil Dagn durchaus ein guter Fußballer und/oder Skifahrer wäre. Ein absolutes Sporttalent. Vielleicht findet sich auch der eine oder andere Unterstützer/Sponsor, sie werden gebraucht. Wir wünschen ihm viel Glück und Gesundheit!

Familie

Eltern: Heidrun und Josef Dagn

Bruder: Andreas (war ebenso ein talentierter Skispringer, Kombinierer und Langläufer)

Hobbies: Bergtouren, Skitouren, Klettern, Schwimmen, Tennis, Rennradfahren, Vielseitigkeit ist wichtig

Beim K.S.C. seit: 1999

Derzeit ÖSV C-Kader

Schule

HIB Saalfelden – Sportrealgymnasium www.gymnasium-saalfleden.at

Trainer

HIB-Trainer: Georg Riedlsperger, Fritz Orthofer, Hugo Seidl

K.S.C. Trainer: Seppi Jenewein, Toni Ehrensperger