Junge Sportler brauchen Sicherheit - Jeder Schritt ist eine Hürde
Langlauf / Biathlon
Biathlon Referent Manfred Bachmann beleuchtete einen Aspekt für die jungen Ausdauersportler, der wohl besorgniserregend ist. Insbesondere die Situation nach der Schulausbildung und Übergang zur Profikarriere.
„Der Übergang nach der Schule zu den Junioren und in die Allgemeine Klasse ist eine große Hürde,“ so der Referent. „Überhaupt, wenn sie nach der Schule nicht in einem Kader gefestigt sind, einmal eine schlechte Saison haben, stehen die meisten ohne Versicherungsschutz da.“ Die Nichtnominierung erfolgt nach einer verpatzten Saison schnell. „Die Plätze beim Bundesheer oder bei der Polizei sind rar und an einem Kaderstatus gebunden,“ so Bachmann. Bei Kaderlosigkeit wird man rasch eliminiert. Damit sind diese jungen Menschen nicht mehr kranken- oder pensionsversichert. Er zählt Beispiele auf und dabei kommen die beiden KSC Athleten Markus Ortner und Lukas Kröll ins Gespräch. Beide haben aufgrund der unsicheren Situation dem aktiven Sport Adieu gesagt. Eine verpatzte Saison, wie bei Ortner, bedeutet das Aus.
„Ein anderer Sportler, er war beim Bundesheer als Leistungssportler, verletzte sich in der Freizeit, beim Sport, und wurde bereits am nächsten Tag entlassen. Er stand dann, trotz seiner Juniorenmedaillen und Erfolge, ohne Versicherung da.“ Es muss hier seitens des Dachverbandes eine Möglichkeit geschaffen werden, dass so etwas nicht passiert. Kurz erwähnte der Referent auch den Fall Müller, den jungen Skispringer, der als Vorspringer bei der Skiflug-WM verunglückte und bei dem plötzlich keine Versicherung zu greifen schien. Der Unfall passierte im Jahr 2016 und ist beim Verwaltungsgerichtshof gelandet. Der junge Sportler muss sich, neben seinem inkompletten Querschnitt, auch noch mit Gerichten herumschlagen, weil die „sozialversicherungsrechtlichen Konsequenzen“ unklar scheinen.
„Ein Vorschlag wäre, dass die jungen Athleten nach der Schulausbildung wenigstens zum Beispiel beim Verband, bei Sponsoren, Skifirmen einen 300 Euro-Job hätten, das wäre ausreichend, damit die Versicherung greift. Es geht den Athleten vorerst überhaupt nicht um den Verdienst, sie brennen für ihre Leidenschaft, sind bereits weit gekommen, brauchen aber Sicherheit!“ Auch eine Lehre wäre denkbar, es müsste gemeinsam mit der Wirtschaftskammer eine Plattform geschaffen werden, resümiert Manfred Bachmann weiter. In anderen Ländern gibt es Lehrstellen, die nicht explizit an einen bestimmten Ort gebunden sind (Bundesländer). Aber auch bei anderen öffentlichen Diensten sollten mehr Aufnahmeplätze geschaffen werden. „Es wird einfach mehr Hilfe für diese Athleten gebraucht.“ Natürlich darf die Wettkampfversicherung nicht vergessen werden.
Er ist ein Kenner der Szene und erzählt, dass in Österreich viele Talente verloren gehen. Die Stützpunktschulen sind eine gute Sache, aber was danach kommt, ist ein großes schwarzes Loch. Zum Thema Schulen meint er, es wäre auch wichtig, dass „alle, wirklich alle Stützpunktschulen ein ähnliches Programm fahren sollten. Derzeit haben alle Schulen unterschiedliche Trainingsansätze.“
Ein weiterer Gedanke ist: „Wir sind gefordert, allen Athleten den Rücken zu stärken. Sie sollten auch eine Sicherheit von drei Jahren Kaderzugehörigkeit haben, beim jetzigen System müssen sie sich jährlich beweisen und brennen aus!“ Zum Abschluss meinte Bachmann auch, man könne nicht immer nur „oben“ stehen. „Das geht nicht gut.“
Das Gespräch mit Manfred Bachmann führte Barbara Thaler | KSC am 7. Mai 2019.