Steckbrief
- Familie: Max Schuh (verstorben)
- Beruf / Kader: Gründerin der Fluglinie "Aircraft Innsbruck", Skirennläuferin, Tennisspielerin
Weitere Informationen zu Anneliese Schuh-Proxauf
Sechster Platz im Slalom bei den Olympischen Spielen 1948 Weltmeisterschaftsteilnehmerin 1950 Drei Siege beim Hahnenkamm-Rennen 1946 Dreifache österreichische Staatsmeisterin zwischen 1948 und 1952
Sie gewann sämtliche Klassiker, die zu gewinnen waren: das Hahnenkamm-Rennen, das Kandaharrennen, die Damenskirennen in Grindelwald, gleich viermal den Goldenen Ring von Seefeld, die Holmenkollen-Skirennen als vorolympischer Test 1951 für die Spiele 1952 in Oslo, internationale Akademische Skimeisterschaften in Kitzbühel und Cervinia usw. Ein Erfolg blieb ihr allerdings versagt: der Gewinn einer Olympia- oder Weltmeisterschaftsmedaille. Dafür war einerseits die Kriegszeit samt ihren Begleitumständen sowie andererseits Verletzungspech ausschlaggebend. Dabei hatte Schuh-Proxauf schon drei Weltmeisterschaftsmedaillen in der Tasche: Bei den Titelkämpfen 1941 in Cortina d’Ampezzo landete sie dreimal an der dritten Stelle. Die Ergebnisse wurden jedoch nach dem Krieg gestrichen, weil nicht alle Nationen an der WM teilnehmen konnten. „Ungerechtfertigt“, wie sie heute meint, „weil alle wichtigen Wintersportnationen dabei waren.“ Darüber hinaus fühlt sie sich um einen WM-Titel geprellt. „Es war bei der Weltmeisterschaft 1950 in Aspen. Nach der Zieldurchfahrt wurde ich als Siegerin bejubelt, alle gratulierten mir zu meinem Erfolg“, schildert Schuh-Proxauf. Minuten später die Riesenenttäuschung: „Die Zeitnehmung hätte nicht funktioniert. Ich wurde auf den fünften Platz gereiht.“ Eine von ihr geforderte Neuaustragung wurde vom österreichischen Sportwart abgelehnt, weil zu diesem Zeitpunkt vier Österreicherinnen unter den ersten fünf lagen (Siegerin: Dagmar Rom). Das Glück war Schuh-Proxauf auch zwei Jahre zuvor bei den Olympischen Spielen 1948 in St. Moritz nicht hold gewesen: „Das Ausscheidungsrennen dafür gewann ich mit acht Sekunden Vorsprung auf die spätere Olympiasiegerin Trude Beiser“, sagt sie, „bei den Spielen erhielt ich vom Mannschaftsarzt Startverbot, weil ich unter den Nachwirkungen einer schweren Gehirnerschütterung mit Schädelbasiseinriss litt.“ Schuh-Proxauf setzte ihren (verletzten) Kopf durch, startete dennoch, konnte aber die von ihr gewohnte Leistung mit einem sechsten Platz im Slalom und einem 17. Rang (samt Sturz) in der Abfahrt nicht erbringen. In der Kombination belegte sie den siebenten Platz. Wie wenn es gestern gewesen wäre, erinnert sie sich an den Sieg beim ersten Hahnenkamm-Rennen nach dem Krieg 1946. Sie gewann sowohl Torlauf als auch Abfahrt und deshalb die Kombination nach der damaligen Zählweise mit der Idealnote null. „Wir starteten damals unterhalb der Mausefalle“, berichtet sie. „Wir sind die gleiche Strecke wie die Männer gefahren. Auch vorne über die Hausbergkante.“ Es war ein halsbrecherisches Rennen: „Es hatte in der Nacht zuvor geregnet, es wurde kalt, die Piste war eine einzige Eisfläche.“ Übrigens: Laut ÖSV-Archiv wurde sie dreimal österreichische Meisterin, Schuh-Proxauf ist sich aber sicher, sieben Titel eingefahren zu haben. Dr. Anneliese Schuh-Proxauf war auch eine ausgezeichnete Tennisspielerin (zwölf Tiroler Titel), gewann den Damenbewerb des ersten Alpenländerpokals in Kitzbühel und nahm sogar in Wimbledon teil. Eine weitere Leidenschaft war das Fliegen: Mit 7.150 Metern stellte sie einen noch heute gültigen österreichischen Höhenrekord im Segelflug auf. Zwischenzeitlich war sie mit 326 Kilometern auch österreichische Streckenflug-Rekordhalterin.
LEBENSWEG
Anneliese Schuh wurde am 10. März 1922 unter dem Mädchennamen Proxauf in Innsbruck geboren. 1940 maturierte die Tochter eines bekannten Innsbrucker Tuchhändlers und begann in ihrer Heimatstadt ein Wirtschaftsstudium, welches sie 1949 mit der Promotion abschloss. Am 24. Dezember 1943 heiratete sie den Chemiker und Doktor der Naturwissenschaften Max Schuh. 1958 gründete das Ehepaar die Bedarfsfluglinie „Aircraft Innsbruck“, die als Vorläufer der Tyrolean Airways gilt. Neben dem Skisport war Dr. Schuh-Proxauf eine ausgezeichnete Tennisspielerin, was zwölf Tiroler Einzel- und Doppel-Meistertitel zwischen 1951 und 1959 belegen. Darüber hinaus hält sie mit 7.150 Meter den österreichischen Höhenrekord im Segelfliegen.
Erfolge
Wettkampf | Ort | Jahr | Rang |
---|---|---|---|
Ski Alpin / Kombination Österreichische Meisterschaften | / | 1952 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Kandahar-Rennen | Sestriere (ITA) | 1951 | 4 |
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen | Sestriere (ITA) | 1951 | 5 |
Ski Alpin Weltmeisterschaften | Aspen (USA) | 1950 | |
Ski Alpin / Abfahrt Kandahar-Rennen | Chamonix (FRA) | 1948 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen | Chamonix (FRA) | 1948 | 2 |
Ski Alpin / Slalom Kandahar-Rennen | Chamonix (FRA) | 1948 | 4 |
Ski Alpin / Slalom Olympische Spiele | St. Moritz (SUI) | 1948 | 6 |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften | St. Moritz (SUI) | 1948 | 6 |
Ski Alpin / Kombination Olympische Spiele | St. Moritz (SUI) | 1948 | 7 |
Ski Alpin / Kombination Weltmeisterschaften | St. Moritz (SUI) | 1948 | 7 |
Ski Alpin / Abfahrt Olympische Spiele | St. Moritz (SUI) | 1948 | 17 |
Ski Alpin / Abfahrt Weltmeisterschaften | St. Moritz (SUI) | 1948 | 17 |
Ski Alpin / Slalom Österreichische Meisterschaften | / | 1948 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Österreichische Meisterschaften | / | 1948 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1946 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1946 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1946 | 1 |
Ski Alpin Tiroler Meisterschaften | / | 1946 | Gold |