Steckbrief
- Todestag: 11.11.1994
- Familie: Maria
- Kinder: Christian & Cimberly
- Beruf / Kader: Wagner, Skirennläufer, Mitglied des Wunderteams
- Mitglied seit: 01.01.1937
- Hobbies: Die Berge
Weitere Informationen zu Christian Pravda
Mitglied des Wunderteams
Olympia- und WM-Silbermedaille im Riesenslalom 1952
Olympia- und WM-Bronzemedaille in der Abfahrt 1952
Abfahrts-Weltmeister 1954
Silbermedaille in der Kombination bei der Weltmeisterschaft 1954
Profi-Weltmeister 1966, 1967, 1968
Achtfacher Österreichischer Staatsmeister
Acht Siege am Hahnenkamm
Er gilt als Vater des Kitzbüheler Skiwunderteams: Christian Pravda. Mit 19 Jahren gewann er 1946 die Juniorenklasse des ersten Hahnenkamm-Rennens nach dem Krieg, achtmal sollte er danach am Kitzbüheler Hausberg triumphieren. Sein größter Erfolg, der Sieg in der WM-Abfahrt 1954, wurde zum Stolperstein seiner Karriere: Wegen eines Fotos wurde ihm der Amateurstatus aberkannt, sein großes Ziel, Olympiasieger zu werden, konnte er nicht erreichen.
Es war kurz nach dem Krieg vor einem Rennen in Seefeld. Der junge Christian Pravda wurde von einem Funktionär angesprochen, was denn aus dem „guat’n, kloanen Kitzbüheler Buam, der so viel gewonnen hat“, geworden sei. Zuerst Rätselraten, dann die Auflösung. Bei dem Buben handelte es sich just um den Angesprochenen, der von Geburt an bis 1938 den Familiennamen Wiederhut getragen hatte. „Mein Vater war schon einmal verheiratet, er durfte erst nach dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 ein zweites Mal heiraten“, schildert Pravdas Schwester, Josefine Sulzenbacher. Die Kindheit von Christian Pravda und seinen vier Geschwistern war alles andere als ein Honiglecken. Wahrscheinlich wurde Christian beflügelt, aus den bescheidenen Verhältnissen heraus ein ganz Großer des Skisports zu werden. Letztlich gilt er als Vorbild für jene Kitzbüheler Generation, die in den 1960er Jahren als „Weißes Wunderteam“ in die Geschichte eingegangen ist. Das große Ziel, das später seinen Nachahmern Toni Sailer, Ernst Hinterseer und Christl Haas gelang, der Gewinn einer Olympischen Goldmedaille, blieb ihm versagt. Bei den ersten Olympischen Winterspielen nach dem Zweiten Weltkrieg, 1948 in St. Moritz, wurde er in der Abfahrt nicht aufgestellt, im Torlauf stürzte er. Vier Jahre später, bei den Olympischen Spielen in Oslo, verpasst er die Goldmedaille im Abfahrtslauf um neun Zehntelsekunden (Sieger Stein Eriksson).
Die Olympischen Spiele 1956 sollten die Spiele des Christian Pravda werden. Doch just sein bis dato größter Erfolg, der Abfahrtssieg bei der Weltmeisterschaft in Åre zwei Jahre zuvor, wurde zum Stolperstein: Ein Foto, die Siegerskier geschultert und mit der Sieger-Startnummer 22, war auf irgendeinem Weg in die Medien gelangt. Es genügte, um ihm den damals üblichen Amateurstatus abzuerkennen. Es half kein Bitten und kein Flehen: „Ich, unterfertigter Gilbert Rossignol, Geschäftsführer des Hauses Rossignol, bescheinige, dass Herr Christian Pravda aus Kitzbühel bei uns als technischer Berater tätig ist.“ Es ist von einer Ganzjahresanstellung die Rede, für die Skirennen werden ihm lediglich Urlaube zugebilligt. Und weiter: „Besonders wurde er niemals dafür bezahlt, um eine Fotografie zu signieren. Dieses Foto wurde ausschließlich Herrn Gilbert Rossignol ganz privat gewidmet, ohne jegliche Veröffentlichungsabsicht“ (siehe Abbildungen auf der nächsten Seite). Es nützte alles nichts, die obersten Sportherren blieben stur – und öffneten so indirekt den Weg von Toni Sailer zu drei Goldmedaillen. Der schwer verbitterte Christian Pravda kehrte Europa den Rücken und ging, bereits mit seiner ersten Frau Synthia verheiratet, in die USA. Die Schwesterstadt Kitzbühels, Sun Valley, sollte das Domizil des nunmehrigen Profi-Rennläufers werden. Sportlich war er nur schwer zu schlagen: Obwohl immer wieder die Besten der Besten aus Europa zu den Profis wechselten, konnte er hintereinander drei Weltmeistertitel (1966 bis 1968) feiern und dreimal den in den USA hoch eingeschätzten Harriman-Cup gewinnen. Als Skilehrer unterrichtete er die Prominenz der Prominenz: US-Präsident Gerald Ford, die Familie Rockefeller, den Schah von Persien usw. Anfang der 1970er Jahre kehrte Pravda in seine Heimatstadt Kitzbühel zurück und errichtete am Schattberg ein Appartementhaus. Fortan frönte er seiner zweiten sportlichen Liebe, dem Golf. Mit beachtenswertem Können: Er wurde zweimal Tiroler Meister und war auch Teil der österreichischen Senioren-Nationalmannschaft.
Es war am 11. November 1994. Christian Pravda ging wie jeden Tag frühmorgens mit seinem Dackel Wusl, um die Tageszeitung zu holen. Danach setzte er sich an den Frühstückstisch und begann zu lesen. „Während ich Kaffee kochte, kippte er plötzlich vom Sessel. Ich drehte mich um und sah, dass er zur Seite gesunken war und erkannte sogleich, dass er tot ist“, schildert Maria Pravda. „Ich schaute in ein friedliches Gesicht. Das Bild werde ich nie vergessen.“ Nur 67 Jahre alt, hatte der Herztod zugeschlagen und das Leben eines Ausnahmesportlers von einer Sekunde auf die andere beendet. Auf dem Friedhof in Kitzbühel fand er nach den vielen Wanderjahren seine letzte Ruhestätte.
LEBENSWEG
Christian Pravda wurde am 8. März 1927 in Kufstein als Sohn von Christian Pravda und Josefa Wiederhut geboren. Er war nach Wilhelm und Viktoria und vor Ferdinand – die allesamt noch unter dem Namen Wiederhut das Licht der Welt erblickten – und Josefine (nunmehrige Sulzenbacher) das dritte von fünf Kindern. Der vom Gasthof Brücke in Waidring stammende Vater Christian war Vorarbeiter bei der Wildbach- und Lawinenverbauung, die aus Burgau (Deutschland) stammende Mutter Josefa bekochte die Arbeiter. Nach dem Kauf des alten Schießstandes auf dem Schattberg übersiedelte die Familie nach Kitzbühel. Zu seinem Familiennamen Pravda kamen er und seine Geschwister 1938, als ihre Eltern heirateten. Nach der Schulzeit lernte er bei Michael Ober den Beruf eines Skimachers. Dank seines ersten großen Erfolges 1950 in Aspen (USA) wurde er, wie damals allgemein üblich, vom Skihersteller Kneissl in Kufstein angestellt. Im März 1955 ehelichte er in den Staaten die schwerreiche US-Amerikanerin Synthia Coats. Der Ehe entstammt der in Amerika lebende Sohn Christian. Von 1967 bis 1970 war Pravda in zweiter Ehe mit Wendy verheiratet, aus dieser Beziehung stammt Tochter Cimberly. Zuletzt war er mit Maria, geborene Spanner, verheiratet. Mit ihr ging er 1991 während einer USA-Reise die Ehe ein. Christian Pravda starb plötzlich und unerwartet am 11. November 1994 im 67. Lebensjahr.
Erfolge
Wettkampf | Ort | Jahr | Rang |
---|---|---|---|
Ehrung / Legends of Honour Ehrungen | Vail (USA) | 1994 | |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften Profi | / | 1967 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften Profi | / | 1966 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften Profi | / | 1964 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Harriman-Cup USA | / | 1959 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Harriman-Cup USA | / | 1959 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Harriman-Cup USA | / | 1959 | 1 |
Ski Alpin / RiesenSlalom US-Skimeisterschaften | / | 1959 | 1 |
Ski Alpin / Riesenslalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1958 | 6 |
Ski Alpin / Slalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1958 | 6 |
Ski Alpin / Slalom Kandahar-Rennen | St. Anton am Arlberg (AUT) | 1958 | 3 |
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen | St. Anton am Arlberg (AUT) | 1958 | 5 |
Ski Alpin / Slalom Österreichische Meisterschaften | / | 1958 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1954 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1954 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1954 | 1 |
Ski Alpin / Riesenslalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1954 | 3 |
Ski Alpin / Slalom Kandahar-Rennen | Garmisch - Partenkirchen (GER) | 1954 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen | Garmisch - Partenkirchen (GER) | 1954 | 4 |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften | Are (SWE) | 1954 | 4 |
Ski Alpin / Riesenslalom Weltmeisterschaften | Are (SWE) | 1954 | 14 |
Ski Alpin / Abfahrt Weltmeisterschaften | Are (SWE) | 1954 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Weltmeisterschaften | Are (SWE) | 1954 | Silber |
Ski Alpin / Abfahrt Österreichische Meisterschaften | / | 1954 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Österreichische Meisterschaften | / | 1954 | Gold |
Ehrung / Goldener Ski von L`Equipe Ehrungen | / | 1954 | |
Ski Alpin US-Skimeisterschaften | / | 1953 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen | Chamonix (FRA) | 1952 | 2 |
Ski Alpin / Abfahrt Kandahar-Rennen | Chamonix (FRA) | 1952 | 3 |
Ski Alpin / Slalom Olympische Spiele | Oslo (NOR) | 1952 | 29 |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften | Oslo (NOR) | 1952 | 29 |
Ski Alpin / Abfahrt Olympische Spiele | Oslo (NOR) | 1952 | Bronze |
Ski Alpin / Abfahrt Weltmeisterschaften | Oslo (NOR) | 1952 | Bronze |
Ski Alpin / Riesenslalom Olympische Spiele | Oslo (NOR) | 1952 | Silber |
Ski Alpin / Riesenslalom Weltmeisterschaften | Oslo (NOR) | 1952 | Silber |
Ski Alpin / Riesenslalom Österreichische Meisterschaften | / | 1952 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Österreichische Meisterschaften | / | 1952 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Abfahrt (Spezialabfahrt) Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Abfahrt Kandahar-Rennen | Sestriere (ITA) | 1951 | 2 |
Ski Alpin / Abfahrt Harriman-Cup USA | / | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Harriman-Cup USA | / | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Kombination Harriman-Cup USA | / | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Harriman-Cup USA | / | 1951 | 1 |
Ski Alpin / Riesenslalom Österreichische Meisterschaften | / | 1951 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Österreichische Meisterschaften | / | 1951 | Gold |
Ski Alpin Tiroler Meisterschaften | / | 1951 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Österreichische Meisterschaften | / | 1951 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Österreichische Meisterschaften | / | 1951 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Weltmeisterschaften | Aspen (USA) | 1950 | 5 |
Ski Alpin / Riesenslalom Weltmeisterschaften | Aspen (USA) | 1950 | 12 |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften | Aspen (USA) | 1950 | 40 |
Ski Alpin US-Skimeisterschaften | / | 1950 | 1 |
Ehrung / KSC Sportehrenzeichen in Silber Ehrungen | / | 1950 | |
Ski Alpin / Slalom Weltmeisterschaften | St. Moritz (SUI) | 1948 | DNF |
Ski Alpin / Slalom Olympische Spiele | St. Moritz (SUI) | 1948 | DNS |
Ehrung / KSC Sportehrenzeichen in Silber Ehrungen | / | 1948 | |
Ski Alpin / Kombination Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1947 | 1 |
Ski Alpin / Slalom Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1947 | 1 |
Ski Alpin / Abfahrt Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1947 | 3 |
Ski Alpin / Slalom Österreichische Jugendmeisterschaften | / | 1947 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Österreichische Jugendmeisterschaften | / | 1947 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Österreichische Jugendmeisterschaften | / | 1947 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Junioren Hahnenkamm-Rennen | Kitzbühel (AUT) | 1946 | 1 |
Ski Alpin Tiroler Meisterschaften | / | 1944 | Gold |
Ski Alpin / Abfahrt Tiroler Jugendmeisterschaften | / | 1943 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Tiroler Jugendmeisterschaften | / | 1942 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Tiroler Jugendmeisterschaften | / | 1941 | Gold |
Ski Alpin / Kombination Tiroler Jugendmeisterschaften | / | 1941 | Gold |
Ski Alpin / Slalom Tiroler Jugendmeisterschaften | / | 1940 | Gold |
Ehrungen
Ehrung | Jahr |
---|---|
KSC Sportehrenzeichen in Silber | 1948 |
KSC Sportehrenzeichen in Silber | 1950 |
Goldener Ski von L`Equipe | 1954 |
Legends of Honour / Vail (USA) | 1994 |