Steckbrief

  • Todestag: 15.11.1977
  • Beruf / Kader: Skilehrerin

Weitere Informationen zu Lisbeth Polland

Erste Arlberg-Kandaharsiegerin 1928

Eine gebürtige Wienerin, die in Kitzbühel lebte und für den K.S.C. startete, gewann im vorgerückten Sportleralter von 33 Jahren in St. Anton das später zu einem Klassiker werdende erste Arlberg-Kandaharrennen: So lässt sich, auf einen kurzen Nenner gebracht, einer der sportlichen Erfolge von Elisabeth Polland, geborene Jordan, beschreiben. Ein weiteres Kuriosum: Die zweifache Mutter startete erst mit 30 Jahren ihre Rennsportkarriere. Doch der Reihe nach: Lisbeth Polland, die Mutter des weit über Kitzbühel hinaus bekannten Tierarztes Hans Polland (1920–2010) und damit die Großmutter von Prof. Andrea Polland, wurde am 11. März 1895 in Wien geboren. „Ich habe meine Großmutter nie kennengelernt, ich habe von ihr auch keine Fotos oder sonstige Erinnerungsstücke“, schildert Andrea Polland. „Mir ist nur bekannt, dass sie als ausgezeichnete Tennisspielerin sogar Kapitän der österreichischen Tennis-Nationalmannschaft war.“ Aber nicht nur Tennis war ihre Leidenschaft, wie der Skihistoriker Otto Schwald recherchierte: In der Jugend war sie eine ausgezeichnete Eiskunstläuferin, die für Schlagzeilen sorgte, weil sie die Erste war, die mit einem kurzen Rock lief. Weiters war sie eine herausragende Schwimmerin und spielte in der österreichischen Hockey-Nationalmannschaft. Zuerst waren es Winterurlaube, die Lisbeth Polland nach Kitzbühel führten, später sollte die Hahnenkammstadt zu ihrem Wohnort werden. Anfangs unternahm sie ausgedehnte Skitouren, ehe sie mit mäßigem Erfolg bei den ersten Rennen startete. Ihren ersten großen Sieg feierte sie im Winter 1928, als sie in St. Anton die Kandahar-Abfahrt und dank eines zweiten Platzes im Torlauf die Arlberg-Kandahar-Kombination gewann. Im selben Jahr legte sie beim legendären Skipapst Stephan Kruckenhauser als erste Frau die staatliche Skilehrerprüfung ab. Bis zu ihrem nächsten großen Triumphe sollten vier Jahre vergehen: Sie wurde 1932 bei der nationalen Meisterschaft Dritte im Slalom und sicherte sich Abfahrt und Torlauf und somit die Kombination beim Kitzbüheler Sticklbergrennen. Beim Parsenn-Derby in Davos (Schweiz) war sie in ihrer Altersklasse nicht zu schlagen. Allerdings beteiligte sie sich in diesem Zeitraum nur an wenigen Rennen, weil sie, perfekt Englisch und Französisch sprechend, eine gefragte Skilehrerin war. An Lisbeth Polland kann sich ihre ehemalige Konkurrentin Dr. Anneliese Schuh-Proxauf sehr gut erinnern. Aus zwei Gründen: „Sie war eine hochintelligente Frau“, sagt die Akademikerin Schuh-Proxauf, „sie ist aber wegen ihrer starken Figur aufgefallen. Sie hat gut und gerne 120 Kilo gewogen“. Und weiter: „Ich entsinne mich an ein Rennen auf der Seegrube, bei dem Polland gestürzt ist und ein derart großes Loch in der Piste hinterlassen hat, dass sogar die nachfolgenden Herren, wie Dr. Eggert, dort gestürzt sind.“ Ihre Karriere beendete die gebürtige Wienerin 1935 – mit 40 Jahren. Im Wissen, an den Olympischen Spielen ein Jahr später in Garmisch-Partenkirchen nicht teilnehmen zu dürfen: Als Skilehrerin galt sie als Profi und war deshalb unter den Amateuren nicht startberechtigt. Lisbeth Polland, später verheiratete Musil, starb am 15. November 1977 in Kitzbühel. Die Grabstätte der ersten Kandaharsiegerin ist unbekannt.


Erfolge

WettkampfOrtJahrRang
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19281
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19281
Ski Alpin / Slalom
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19282