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       wurde: Weltcup, Coupe du Monde, Coppa del Mon-
       do, World Cup. In allen Weltsprachen tönt dieser
       Weltcup wie ein Fanfarenstoß. Bevor es ihn über-
       haupt gab, begeisterte der Weltcup durch seinen
       Namen. Einen Weltcup dieser Art gab es keinen
       - außer jenem im Fußball natürlich (dort bedeutet
       er aber die Weltmeisterschaft !).
       Heute gibt es Hunderte von Weltcups. Alle sind sie
       in Bezug auf ihren Namen - und manchmal auch
       auf ihre Formel - inspiriert vom Weltcup der Alpi-
       nen.                                 Von  links:  Bob  Beattie,  Toni  Sailer,  Serge
                                            Lang.
       An einem späten Vormittag im Januar 1966 ver-
       folgten Honoré Bonnet (FRA), Bob Beattie (USA)
       und ich (Serge Lang, FRA), keine hundert Meter   che im Rahmen einer Pressekonferenz. Ich (Serge
       von der Seidlalm der Hinterseers entfernt, etwa auf   Lang) habe gute Gründe zu behaupten, dass der
       halber  Strecke  des  Hahnenkamms  in  Kitzbühel,   Weltcup nie das Licht der Welt erblickt hätte, hät-
       das Abfahrtstraining. Einer spontanen Eingebung   ten die Weltmeisterschaften von 1966 nicht in der
       folgend sagte ich zu meinen Begleitern: „Was wir   südlichen  Hemisphäre  stattgefunden.   Wäre  die-
       machen  werden,  ist  ein  Weltcup“.  Da  ich  mich   se WM an einem traditionellen europäischen Ort
       mit Bob Beattie, dem Coach der amerikanischen   ausgetragen worden, hätte der Weltcup die Hürde
       Mannschaft auf Englisch unterhielt, gebrauchte ich   der Opposition aus den konservativsten Skikreisen
       das Wort „World Cup“. So nannten die Engländer   nicht  genommen.  In  Portillo  waren  diese  Kreise
       seit einigen Wochen die Fußball-Weltmeisterschaf-  kein Hindernis. Sie waren schlicht nicht anwesend!
       ten, die ein paar Monate später auf ihrem Territori-  So wie diese Kreise gegen die WM in den Anden
       um ausgetragen werden sollte.        Südamerikas waren, wären sie gegen den Weltcup
                                            gewesen, noch dazu kam die Idee nicht aus ihren
       Anmerkung Michael Huber. Laut Aussagen in Kitz-  eigenen Reihen.
       bühel entstand die Idee „in“ der Seidlalm bei ein   Dieser Weltcup war (nach offensichtlicher Entwick-
       paar „Gläschen“ - als vierte Person war Kitzbühels
       damaliger Präsident und Wegbereiter des Hahnen-  lung des Siegeszuges) vor allem ein Angelegenheit
                                            der Medien. Nicht sehr zahlreich waren hingegen
       kamm-Rennens zu einem Weltsportereignis - Kurt   in der ersten Zeit jene Journalisten, die bereit wa-
       Beranek - mit anwesend! Es gibt aber auch Be-  ren, den Weltcup mit dem ganzen Gewicht ihres
       richte, dass der ÖSV Sportwart Sepp Sulzberger   beruflichen  Könnens,  mit  Herz  und Verstand,  zu
       als  vierte  Person  an  der  Seidlalmkurve  zugegen
       war).                                unterstützen. Als die Würfel in Portillo fielen, konnte
                                            ich nicht mehr als drei an meiner Seite zählen: „Mi-
       In  Portillio  dann  im  Sommer  1966,  während  der   chel Clare (L‘Equipe FRA), John Fry (Ski Magazine
       dortigen FIS Weltmeisterschaften, wurde mit Un-  USA) und Kurt Bernegger (Salzburger Nachrichten
       terstützung der bereits genannten Personen, sowie   AUT)“. Die anderen waren nicht wirklich dagegen,
       Dr.  Sepp  Sulzberger  (damaliger  Chef  Alpinkader   aber auch nicht bereit ihn zu unterstützen.
       Österreich) und FIS Präsident Marc Hodler, die FIS   Die  Formel  für  den  Weltcup  entlehnten  wir  den
       zum  grundsätzlichen  Beschluss  bewogen,  1967   Regatten  des  Segelsports.  Diese  bestand  darin,
       im Rennkalender erstmals Weltcup Rennen unter   nur  eine  begrenzte  Zahl  von  Resultaten  in  jeder
       der Ägide der FIS durchzuführen. Genau am 11.   Disziplin zu werten und die erzielten Punkte in ein
       August 1966 verkündete Marc Hodler diese Tatsa-  Gesamtklassement zu übernehmen.
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