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Seite 28 K.S.C.-Clubzeitschrift – Dezember 2005
wurde: Weltcup, Coupe du Monde, Coppa del Mon-
do, World Cup. In allen Weltsprachen tönt dieser
Weltcup wie ein Fanfarenstoß. Bevor es ihn über-
haupt gab, begeisterte der Weltcup durch seinen
Namen. Einen Weltcup dieser Art gab es keinen
- außer jenem im Fußball natürlich (dort bedeutet
er aber die Weltmeisterschaft !).
Heute gibt es Hunderte von Weltcups. Alle sind sie
in Bezug auf ihren Namen - und manchmal auch
auf ihre Formel - inspiriert vom Weltcup der Alpi-
nen. Von links: Bob Beattie, Toni Sailer, Serge
Lang.
An einem späten Vormittag im Januar 1966 ver-
folgten Honoré Bonnet (FRA), Bob Beattie (USA)
und ich (Serge Lang, FRA), keine hundert Meter che im Rahmen einer Pressekonferenz. Ich (Serge
von der Seidlalm der Hinterseers entfernt, etwa auf Lang) habe gute Gründe zu behaupten, dass der
halber Strecke des Hahnenkamms in Kitzbühel, Weltcup nie das Licht der Welt erblickt hätte, hät-
das Abfahrtstraining. Einer spontanen Eingebung ten die Weltmeisterschaften von 1966 nicht in der
folgend sagte ich zu meinen Begleitern: „Was wir südlichen Hemisphäre stattgefunden. Wäre die-
machen werden, ist ein Weltcup“. Da ich mich se WM an einem traditionellen europäischen Ort
mit Bob Beattie, dem Coach der amerikanischen ausgetragen worden, hätte der Weltcup die Hürde
Mannschaft auf Englisch unterhielt, gebrauchte ich der Opposition aus den konservativsten Skikreisen
das Wort „World Cup“. So nannten die Engländer nicht genommen. In Portillo waren diese Kreise
seit einigen Wochen die Fußball-Weltmeisterschaf- kein Hindernis. Sie waren schlicht nicht anwesend!
ten, die ein paar Monate später auf ihrem Territori- So wie diese Kreise gegen die WM in den Anden
um ausgetragen werden sollte. Südamerikas waren, wären sie gegen den Weltcup
gewesen, noch dazu kam die Idee nicht aus ihren
Anmerkung Michael Huber. Laut Aussagen in Kitz- eigenen Reihen.
bühel entstand die Idee „in“ der Seidlalm bei ein Dieser Weltcup war (nach offensichtlicher Entwick-
paar „Gläschen“ - als vierte Person war Kitzbühels
damaliger Präsident und Wegbereiter des Hahnen- lung des Siegeszuges) vor allem ein Angelegenheit
der Medien. Nicht sehr zahlreich waren hingegen
kamm-Rennens zu einem Weltsportereignis - Kurt in der ersten Zeit jene Journalisten, die bereit wa-
Beranek - mit anwesend! Es gibt aber auch Be- ren, den Weltcup mit dem ganzen Gewicht ihres
richte, dass der ÖSV Sportwart Sepp Sulzberger beruflichen Könnens, mit Herz und Verstand, zu
als vierte Person an der Seidlalmkurve zugegen
war). unterstützen. Als die Würfel in Portillo fielen, konnte
ich nicht mehr als drei an meiner Seite zählen: „Mi-
In Portillio dann im Sommer 1966, während der chel Clare (L‘Equipe FRA), John Fry (Ski Magazine
dortigen FIS Weltmeisterschaften, wurde mit Un- USA) und Kurt Bernegger (Salzburger Nachrichten
terstützung der bereits genannten Personen, sowie AUT)“. Die anderen waren nicht wirklich dagegen,
Dr. Sepp Sulzberger (damaliger Chef Alpinkader aber auch nicht bereit ihn zu unterstützen.
Österreich) und FIS Präsident Marc Hodler, die FIS Die Formel für den Weltcup entlehnten wir den
zum grundsätzlichen Beschluss bewogen, 1967 Regatten des Segelsports. Diese bestand darin,
im Rennkalender erstmals Weltcup Rennen unter nur eine begrenzte Zahl von Resultaten in jeder
der Ägide der FIS durchzuführen. Genau am 11. Disziplin zu werten und die erzielten Punkte in ein
August 1966 verkündete Marc Hodler diese Tatsa- Gesamtklassement zu übernehmen.