Page 25 - Nr83 Skikitz 2022 Frühjahr
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Winter | Frühjahr
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Die Pandemie in Kitzbühel hingegen nahm erneut dramatisch Fahrt auf. Eine neue Vi-
rus-Variante wurde angekündigt, die zum Jahreswechsel in Kirchberg erstmals inten-
siver auftrat. Sämtliche Infiziertenzahlen in Kitzbühel und im Bezirk explodierten. Nach
2021 setzte auch 2022 erneut große Nervosität bei den Behördenverantwortlichen ein,
alles hatte den Anschein einer Wiederholung vom Vorjahr, nur viel stärker und damit
schlimmer. Wer hätte das gedacht? Die Kitzbüheler Stadt- und Tourismusführung wollte
insgeheim wohl lieber gar keine Zuschauer beim HKR 2022 und hatte Angst vor einem
möglichen Imageschaden. Parallel dazu befeuerten Interviews von Touristikern und
Behördenvertretern in allen Medien über im Netz aufgetauchten Videoaufnahmen von
Après-Ski-Partys in Kitzbühel während der Weihnachtsfeiertage, die Diskussion über
einen tatsächlichen Imageschaden. Aus der daraus folgenden Sensibilisierung wur-
de im Rahmen einer Online-Sitzung mit der Bezirkshauptmannschaft Kitzbühel am
12.1.2022 dem KSC als Veranstalter der Auftrag erteilt, die Hahnenkamm-Rennen in eine
Sportveranstaltung und eine Zuschauerveranstaltung zu differenzieren und räumlich
getrennt durchzuführen. Im Falle der Zuschauer bedeutete dies, dass von den Kontroll-
positionen ins Zielgelände hinein ein abgezäunter Zuschauerkorridor zu schaffen war,
der ein Zusammenkommen von akkreditierten Sportoffiziellen und von Zuschauern
und Gästen verhindern sollte. Die behördliche Bewilligung für maximal 1.000 Zuschau-
er (Voraussetzungen: geimpft oder genesen sowie negativer PCR-Test und FFP2-Mas-
kenpflicht während des gesamten Aufenthalts im freien Gelände und auf den Tribünen)
kam am Abend des Folgetags. Am 14.1., nur 4 Tage (!) vor dem ersten Training, konnte
der lang geplante und ersehnte sowie mit vielen Neuerungen und Fragezeichen ver-
bundene Online-Kartenverkauf starten. Vollkommen unnötig und zusätzlich erschwe-
rend hinzu kam ein Aufruf in der Tiroler Heimatzeitung zum sozialen Klassenkampf
(… nur Reiche und Schöne erhalten Tickets und dürfen am Hahnenkamm dabei sein …). Die
Lage war zum Verzweifeln und zum Haare ausraufen. Eine von der Stadtführung ausge-
sprochene Maskenpflicht für zehn Tage in der Kitzbüheler Innenstadt zum „Virusschutz
beim Hahnenkamm-Rennen“ war da nur mehr Nebensache, die außer ungläubigem
Kopfschütteln kaum Reaktionen auslöste. Außer patrouillierenden Sicherheitskräfte
war wenig los in der Stadt, länderübergreifende umfangreiche Reisebeschränkungen
hatten den Fremdenverkehr bis zur Rennwoche zum Erliegen gebracht. Alle am Touris-
mus hängenden Wirtschaftsbetriebe waren besorgt, ob die zweite Winterhälfte über-
erhaupt noch stattfinden konnte. Jetzt hofften alle erstmal auf die Rennwoche.