Page 72 - Nr85 Skikitz 2023 Frühjahr
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Winter | Frühjahr
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       WISSENSWERTES
       DER LEGENDÄRE HAHNENKAMM-STEIN:
       (DAS HAHNENKAMM-KONGLOMERAT)


       Bericht von Arno Klien - Mitglied aus Hollabrunn (NÖ)
       Viele  Sockel  von  Gebäuden,  Ziersteine  und  Anlagen  im  Raum  Kitz-
       bühel sind mit dem schönen rötlichen Stein und seinen oft weißen
       Bestandteilen errichtet. Sein Hauptvorkommen liegt im Bereich Hah-
       nenkamm (Schattbergstein) aber auch am Horn kann man ihn finden.
       Das Spertental hinein nach Aschau, ist eine Fundgrube für Ablagerungen
       verschiedener Ausprägung. Es handelt sich um ein brekziöses Gestein,
       dessen  Rotanteil  dem  Eisenoxyd-Anteil  geschuldet  ist,  also  wie  im
       Hämatit (Blutstein). Weitere Bestandteile sind der Schwazer Dolomit,
       Magnesit, helle Kalksandsteine mit Quarzen, Anhydrit und Gips, der für kleine Hohl-
       räume sorgt und für seine Sprödigkeit verantwortlich ist. Vor etwa 265 Millionen Jahren
       herrschte ein anderes Klima; dieses Gebiet lag nahe beim Äquator und ist vor 200
       Millionen Jahren nach Norden gedriftet und wird nun als Hahnenkamm-Decke bezeich-
       net. Damals dürfte ein gewaltiges Gewässer von Söll in Richtung Osten geflossen sein,
       sodass diese vielfältigen Gesteine im Westen kantiger als im Osten sind. Gebildet wurde
       dieses Konglomerat im Oberen Perm – im Rotliegenden- und ist also älter als 250 Mil-
       lionen Jahre. Die jüngeren, nördlichen Kalkalpen, etwa der Wilde Kaiser mit seinen ty-
       pischen Riffkalken (Wettersteinkalk) -  wurden  später darüber hinweg geschoben. Daher
       findet sich dieser interessante, farbenfrohe Hahnenkamm-Stein in unterschiedlicher
       Ausprägung. Durch die mechanische Beanspruchung und mehrfache Umlagerung wur-
       de er geformt - von grob bis gebändert, ja bis zu fein ausgewalzten Anteilen. Der Ab-
       tragungsschutt hat sich allmählich durch feinkörniges Bindemittel oder durch Zusam-
       menpressen zu Breccien verfestigt.
       Die Breccien wurden später deformiert durch alpidische Bewegungen. Besonders stark
       betroffen wurden die Breccien des Hahnenkammgebietes. Hier bestehen die Breccien
       aus einem feinen grauen, dichten Kalk mit gelblichem Dolomit und Stücke aus röt-
       lichem  und  weißem  Kalk.  Die  rotgefärbte  Bindemasse  enthält  kleine  Quarzkörner,
       Serizit und helle große Glimmer.
       Im Hahnenkamm ist diese Gesteinsart besonders stark vertreten (ca. 100m mächtig)
       und wird, besonders die oberen Partien, sehr stark mechanisch beansprucht, so dass
       die Bestandteile abgeplattet, in die Länge gezogen und ausgewalzt wurden. Der soge-
       nannte „Schattbergstein“, am nordöstlich Hang des Schattbergs abgebaut,- wurde
       früher als Werkstein verwendet und heute auch gerne als Zierstein wegen seiner lebhaf-
       ten, bunten Farbe und des schönen Musters.
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