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Seite 52 K.S.C.-Clubzeitschrift – Frühjahr/Sommer 2005
aufgezeichnet. Das Gewicht und die Größe eines Trotz der Leistungen Zdarskys, werden als große
jeden Teilnehmers wurden vermerkt. Die Doku- Anreger, die dem neuen alpinen Stil und den alpi-
mentation umfasste weiters die Wettfahrordnung, nen Wettkampfformen zum endgültigen Durch-
alle Namen des Organisationskomitees sowie der bruch verhalfen, der Österreicher Hannes Schnei-
Helfer. Hier kann in keiner Weise von einem der und der Engländer Arnold Lunn genannt. Ihre
Zufallsprodukt, von einem zufälligen Versuch Gedanken und ihrer Arbeit prägten den modernen
eines Wettlaufes die Rede sein, sondern im alpinen Skirennlauf in der breiten Öffentlichkeit.
Gegenteil, es handelt sich um die systematische Lunn wird dabei als Vorbereiter, sowohl des
erste Durchführung eines Skirennens in einer Abfahrtsbewerbes, als auch des Slaloms in heuti-
Genauigkeit, wie sie heute nicht mehr zu finden gem Sinne, angesehen. Schneider als derjenige,
ist. der die skitechnischen Fertigkeiten dazu entwik-
kelte und durch seine Skilehr- und Skifilmtätigkeit
In den Jahren 1906 und 1909 fand jeweils ein wei- verbreitete. In Bezug auf die alpinen Skirenn-
terer Torlauf statt, diesmal am Spitzbrand, mit 175 sportdisziplinen kann die Geschichte wie folgt
m Höhendifferenz und 303 m Länge, durch- komprimiert werden:
schnittliche Neigung 35 Grad. Während der von
1906 35 Vertikaltore aufwies, hatte der von 1909 Abfahrt
32 Tore in fünf Vertikalen (die nicht in einer Gera- Arnold Lunn selbst berichtet im Detail über die
den lagen). Genauer ausgeführt wird der Bewer- Geschehnisse des als ersten bezeichneten
tungsmodus: Sieger ist jeder sturzfreie Fahrer, der Abfahrtslaufes mit elf Teilnehmer: „... Das erste
kein Fahrmal auslässt und in einer kürzeren Zeit Rennen um den Roberts of Kandahar-Becher,
als jener Fahrer unten ankommt, der die Strecke dessen Ursprung bis in das Jahr 1902 zurückgeht,
in mäßigem Tempo als erster durchfährt. Sieger wurde am 7. Januar 1911 in Crans-Montana (SUI)
ist also jeder, der eine bestimmte Pflichtzeit ausgetragen. Ein Rennen, das einen Aufstieg von
erreicht. Diese beiden Läufe hatten bereits typi- 7 1/2 Stunden zum Start und übernachten in der
schen Charakter der Jahre später folgenden „Sla- Wildstrubelhütte - einer Klubhütte - bedingte, vier
loms“, die vor allem durch Arnold Lunn geprägt Kilometer über einen Gletscher führte, eine
werden sollten. Gegensteigung aufwies und endlich über ein
Abfahrtsgelände von 1500 m Höhendifferenz, bei
schwerem Schnee, beendet werden konnte. Dies
„Zdarsky ist durch diese Wettfahrten als
war eine Rennstrecke für Helden - der Sieger
Begründer von Torlauf und Riesentorlauf anzu-
sehen“ durchfuhr die Strecke in 61 Minuten. In den fol-
genden Jahren wurde der Becher als reines
Abfahrtsrennen (downhill only - ohne Laufteil) in
Aber lassen wir abschließend Zdarsky über seine
„Ideen“ selbst zu Wort kommen: Wengen ausgetragen... „ . Die ersten gedruckten
Regeln über Abfahrtsrennen erschienen im Club-
jahrbuch des Public Alpine Sports Club im Herbst
„... Die Administrative des Wettfahrens soll nichts
marktschreierisches an sich haben. Wir führen 1922 (leider, mit Datum 1923, wie Sir Lunn eigens
den sportlichen Kampf des Kampfes wegen und darauf hinweist).
nicht des Preises wegen durch. ... Also ist das Slalom
Äußere unserer Wettkämpfe schlicht und einfach, Sir Arnold Lunn berichtet weiters auch ausführ-
die Forderungen streng und die Durchführung lich über seine Gedanken zur Entwicklung des
schwer. Von diesem Standpunkte aus muss man Slaloms: „... Der moderne Slalomlauf entwickelte
unsere Wettveranstaltungen betrachten... „ sich auch aus dem Rennen des alpinen ´Roberts
of Kandahar Ski Wanderbecher’. Seit 1919 war es
Vergleicht man diese Forderung mit den Zielset- mir klar, dass ein Abfahrtsrennen, obschon eine
zungen des modernen Ski-Weltcups, kann man wunderbare Prüfung von Mut und Schuss, nicht
nur mit Staunen auf diese Unterschiede und Ent- eine befriedigende und endgültige Prüfung für
wicklungen reagieren. die Technik des Skifahrens ist. Ich stiftete einen
Becher für ein alpines Skirennen. Der Preis sollte
demjenigen zufallen, der nach Auffassung der
„Lunn’s“ alpine Kampfzeit Richter auf einer ganztägigen Skitour die beste
alpine Skitechnik zeigte. Die Kandidaten wurden