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Seite 54                                 K.S.C.-Clubzeitschrift – Frühjahr/Sommer 2005


       lom zusammengesetzte, Wettbewerbe, zunächst  einem Durchgang ab 1950 aufgenommen. Die
       einmal probeweise, international durchzuführen.  Riesenslaloms der Weltmeisterschaften und des
       Man kam wenig später an den Arlberg - Zweifler  Weltcups wurden ab 1966 in zwei Läufen ausge-
       und Begeisterte - und staunte. Man schrie vor  tragen. Der Charakter dieser Wettkampfart ver-
       Begeisterung und Entzücken, als die Burschen  änderte sich in den siebziger Jahren zusehends.
       über die großen weiten Flächen unterhalb des  Es gab zwar noch einige Riesenslaloms mit einer
       Galzig dahergebraust kamen, als sie in den  Laufzeit von insgesamt mehr als drei Minuten,
       damals berüchtigten Steilhang zum Steissbachtal  aber die Rennen mit einer Dauer von knapp mehr
       hineinschossen. Und Schwung an Schwung setz-  als zwei Minuten setzten sich immer mehr durch.
       ten, dass einem das Herz im Leibe lachte. Nur
       wenig mehr als fünf Minuten brauchte der Sieger  Super-G
       für die reichlich 700 Meter Gefälle und die etwa  Der Riesenslalom, der sich in Länge und
       4,5 km lange Strecke... „            Schwungfolge in den 70er Jahren immer mehr
                                            vom Abfahrtscharakter in Richtung Slalom sich
       Trotz aller Unkenrufe akzeptierte am 26. Februar  entwickelte, war die Voraussetzung für die Ein-
       1930 der 11. FIS-Kongress in Oslo, nach hefti-  führung des Super-G, der im Grunde eine moder-
       gem Diskurs, Abfahrt und Slalom als alpine Kom-  ne Variante des alten, in einem Lauf ausgetrage-
       binationen. Die alpinen Skirennsportdisziplinen  nen Riesenslaloms ist. Der erste Super-G wurde
       waren damit „offiziell“.             im Dezember 1981 in La Villa (Alta Badia) in Ita-
                                            lien ausgetragen. Seit 1983 gehört er zum Welt-
       Natürlich entwickelten sich beide Disziplinen und
                                            cup-Programm und im Jahre 1987 wurde er
       die Kombinationswertung von 1930 bis 2005  Weltmeisterschafts-Disziplin.  Er  bildet  das
       weiter, Details können aber hier aus Platzgründen
       nicht näher erläutert werden. Vorgestellt werden  Gleichgewicht der alpinen Skidisziplinen (2
                                            „Speed“ Disziplinen und zwei „Tech“ Disziplinen).
       aber sollen die beiden weiteren Disziplinen, die
       im Laufe der Zeit noch hinzukamen:   Zeittafel  Alpine Disziplinen
       Riesentorlauf                        1893
       Angeblich wurde der Riesentorlauf vom Südtiro-  02. Februar: Ski-Wettlauf in Mürzzuschlag (AUT)
       ler Dr. Gunther Langes „entwickelt“ und erstmals  Abfahrtssprint im K.O.-System („1. Boarder-
       am 19. März 1935 auf der Marmoladastrecke  cross“)
       (ITA) in Urform gefahren. Der Bewerb wurde 1946  1903:
       von der FIS offiziell anerkannt und war ursprüng-  Erste „Slalomversuche“ englischer Gäste in Mür-
       lich eine kontrollierte Abfahrt mit einer erhöhten  ren/SUI
       Anzahl von Toren. Die zusätzlichen Tore hatten  1905
       die Aufgabe, den Parcours zu verlangsamen. Er  19. März: 1. Torlauf Zdarskys am Muckenkogel
       wurde entwickelt, um auch dort Hochgeschwin-  bei Lilienfeld (AUT), bewertet nach Zeit und Stil-
       digkeits-Rennen durchführen zu können, wo es  noten in „langer“ Form (Riesentorlauf)
       einerseits wegen des hochalpinen Charakters  1906
       der Hänge ansonsten nicht zu verantworten war,  21. Januar: Abfahrtslauf in Kitzbühel vom Kitzbü-
       den Fahrern eine freie Streckenwahl zu erlauben,  heler Horn mit anschließendem Stilfahren (Slalom
       oder wo andererseits Terrainbeschaffenheit und  im telemärkischen Sinn).
       Höhenunterschiede die Austragung von Abfahr-  25. März: 2. Torlauf Zdarskys in „kürzerer“ Form
       ten, die den alpinen Normen entsprachen, nicht  (Slalom) vom Spitzebrand bei Lilienfeld
       zuließen. Aber durch das Aufkommen dieser  08. April: 1. Abfahrtsrennen in Kitzbühel über die
       neuen Disziplin sahen viele Experten in ihr vor  Seidlalpstrecke ohne Flachstücke und Aufstiege
       allem die Chance eines modernen Slaloms, der  1911
       sowohl hohe technische Anforderungen stellte  07. Januar: „Challenge Robert of Kandahar“ -
       als auch physische Stärke voraussetzte. In den  Testrennen britischer Gäste in Montana Plaine-
       fünfziger Jahren kam es nicht selten vor, dass ein  Morte Gletscher(SUI)
       Riesenslalom länger als drei Minuten dauerte,  1921
       und der Sieger einen Vorsprung von mehreren  06. Januar: Der Ski Club of Great Britain veran-
       Sekunden herausfuhr. Ins Programm der Welt-  staltet die ersten nationalen Meisterschaften in
       meisterschaften wurde der Riesentorlauf in  der Abfahrt kombiniert mit einem Stilrennen
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