Ein unberechenbarer Artist

Es ist nicht einfach, die vielen Erfolge des Anderl Molterer in Worte zu fassen. Fakt ist, dass die richtige Mischung aus Talent, Können und Mut notwendig ist, um allein in Kitzbühel neunmal zu gewinnen. So oft wie kein anderer. Am 8. Oktober feiert Anderl Molterer seinen 80. Geburtstag.

Als 17jähriger kommt Anderl Molterer 1948 zum Kitzbüheler Ski Club und schafft 1950 den Sprung in die österreichische Ski-Nationalmannschaft. Platz eins in der Kombination von Zermatt bedeutet 1952 seinen ersten Sieg. In seiner Heimatstadt Kitzbühel darf er erstmals 1953 vom obersten Treppchen des Siegerpodests lächeln, und zwar gleich zweimal: Anderl Molterer siegt im Slalom und in der klassischen Hahnenkamm-Kombination. Zwei Jahre später gewinnt er die Abfahrt auf der Streif und wiederholt seinen Sieg in der Kombination. Anderl ist weiterhin sehr ehrgeizig. „Da musst a bisserl Schneid ham“, sagt Molterer nach seinem Sieg in der Abfahrt 1958. Für diesen Triumph wählt er am Hausberg die riskante Ideallinie und hat damit doppelt Erfolg, gelingt ihm doch ein neuer Streckenrekord auf der Streif. Auch Slalom und Kombination gehen an diesem Hahnenkamm-Wochenende an den jungen Skirennläufer. Zwei volle Erfolge im Slalom und in der Kombination 1959 machen die Hahnenkamm-Bilanz von Anderl Molterer komplett. Die Schlagzeilen der großen österreichischen Zeitungen gehören dem damals 27jährigen. Von einem „Triumph der Nervenkraft“ spricht etwa die Arbeiterzeitung, für die Austria Ski Sport sind es „die besten Läufe seines Lebens.“ Der Kitzbüheler Lehrer und Journalist Robert Nicklas meint in den Tiroler Nachrichten „noch nie fuhr Molterer so grandios.“ Mit mehr als 50 Siegen in FIS-Rennen zählt Molterer in den 50er-Jahren zu den ganz Großen. Die Salzburger Nachrichten sehen im Kitzbüheler den „erfolgreichsten Trophäenjäger aller Zeiten (…) der kaum zu schlagen“ sei.

Weltmeister oder Olympiasieger wird er in seiner Karriere zwar nicht, aber Platz drei im WM-Riesenslalom von Åre 1954 sowie Silber im Riesenslalom und Bronze in der Abfahrt der Olympischen Spiele 1956 von Cortina d’Ampezzo gehören in seinen Lebenslauf. Dazu kommen außerdem neun Österreichische Meistertitel zwischen 1952 und 1960 sowie einige große Erfolge bei den Profis in den USA.
Das Land der unbegrenzten Möglichkeiten wird übrigens zu seiner neuen Heimat. Im 1966 gegründeten Red Lodge International Summer Ski Racing Camp im Bundesstaat Montana bekommen bis heute amerikanische Jugendliche Skiunterricht. Von 1970 bis 1987 führt er außerdem Molterer Sports in Aspen/Colorado. Heute lebt Anderl Molterer in Nashville/Tennessee. 

Anderl Molterers größte Erfolge:
1952: Sieg Abfahrt, Gornergrat-Derby Zermatt/SUI
1952: Sieg Kombination, Zermatt/SUI
1952: Sieg Riesenslalom, Arosa/SUI
1952: Sieg Riesenslalom, Zürs/AUT
1953: Sieg Kombination, Wengen und Zermatt/SUI
1953: Sieg Slalom, Arlberg-Kandahar Rennen, St. Anton/AUT
1953: Sieg Kombination, Arlberg-Kandahar Rennen, St. Anton/AUT
1954: Sieg Kombination, Arlberg-Kandahar Rennen, Garmisch/GER
1954: Sieg Kombination, Zermatt/SUI
1955: Sieg Slalom, Riesenslalom und Kombination Stowe/USA
1955: Sieg Kombination, Harriman-Cup Sun Valley/USA
1956: Sieg Slalom, Wengen/SUI
1956: Sieg Abfahrt, Slalom und Kombination Arlberg-Kandahar Rennen, Sestriere/ITA
1956: Sieg Abfahrt, Zermatt/SUI
1956: Sieg Riesenslalom Arosa/SUI
1956: Sieg Riesenslalom Zürs/SUI
1959: Sieg Riesenslalom Innsbruck/AUT

Hahnenkamm-Rennen
1953: Sieg Slalom und Kombination
1955: Sieg Abfahrt und Kombination
1958: Sieg Abfahrt, Slalom und Kombination
1959: Sieg Slalom und Kombination

Österreichische Meisterschaften
1952: Sieg Abfahrt
1954: Sieg Slalom
1955: Sieg Riesenslalom, Slalom, Kombination
1956: Sieg Abfahrt, Riesenslalom
1959: Sieg Slalom
1960: Sieg Riesenslalom

Weltmeisterschaften und Olympische Spiele
1954: Bronze Riesenslalom, WM Åre/Schweden
1956: Silber Riesenslalom und Bronze Abfahrt, WM Cortina d’Ampezzo/Italien
1956: Silber Riesenslalom und Bronze Abfahrt, Olympische Spiele Cortina d’Ampezzo/Italien