Herzlichkeit und Begeisterung geht auch mit Abstand – Toni Sailer Golf Memorial 2020

In viel kleinerer Dimension als gewohnt ging das 9. Toni Sailer Golf Memorial auf den Plätzen Kaps und Rasmushof über die Bühne. Großen Momenten unter den 72 Teilnehmerinnen und Teilnehmer tat dies aber keinen Abbruch. 

Es ist nicht viel, worauf man sich in diesem unvergleichlichen Jahr 2020 verlassen kann. Etwas aber konnte selbst der globale Spielverderber Covid-19 nicht beeinflussen: das traditionell prächtige Wetter beim Toni Sailer Golf Memorial. Auch in seiner 9. Auflage kämpfte sich die Herbstsonne durch die anfängliche Bewölkung und sorgte bald für einen strahlenden Septembertag. 

Sonst ähnelte das Toni Sailer Golf Memorial heuer vielmehr seinem Vorläufer, der KSC Golf Trophy, besser bekannt als Funktionärsturnier: familiär, gemütlich, überschaubar. Das Teilnehmerfeld wurde beschränkt, der Vortritt wurde der Familie, langjährigen Freunden und Gönnern gelassen. Mit respektvollem Anstand wurden alle Abstandsregeln eingehalten und das Wesen des Turniers diesmal wohl noch mehr gelebt, als sonst: die Erinnerung an Toni hochleben zu lassen. Das Schöne dabei hat auch schon lange Tradition: Wer sich an Toni Sailer erinnert, macht es mit einem Lächeln im Gesicht. Vorneweg sein Sohn Florian, der mit Hanni Weirather-Wenzel, Harti Weirather und Mark Podschadly um 9 Uhr auf dem Golfplatz Kaps den ersten Ball Richtung Südberge auf die Reise schickte: „Mein Vater war einfach ein einzigartiger Mensch und immer für mich da”, sagt Florian Sailer stolz und zeigte sich gerührt über die Anerkennung, die seinem Papa noch immer zuteil wird: „Ich finde es unheimlich aufbauend und schön, dass das Echo so positiv ist. Wenn dir die Leute ihre Geschichten erzählen, in denen sie schöne Momente mit meinem Vater verbracht haben, ist das ein spezielles Privileg, das ich sehr zu schätzen weiß.” 

Für eine dieser Geschichten sorgte etwa Ralf Hornecker, bester Freund von Florian Sailer und an diesem Tag sein Caddie. Der Münchner zog einst unzählige Runden mit Toni über die Fairways und erinnert sich an ein Schmankerl: „Ein klassischer Spruch von Toni war: ,Du Ralf, i hob an neuen Putter – ganz heiß!’ Am vierten Loch hat er ihn weggeschmissen und am Fünfer mit dem 3er-Eisen oder dem Holz geputtet.” Hanni Weirather-Wenzel verbindet Toni Sailer übrigens bereits in zweiter Linie mit seiner Karriere als Schauspieler: „Ihm ist es als einem der Ersten gelungen, den österreichischen Charme in den Filmen rüberzubringen.” Das Extra-Training der Weirathers zwischen 8 und 9 Uhr am Putting-Green machte sich übrigens letztendlich bezahlt: Ihr Flight wurde diesmal Zweiter. 

KSC-Präsident Michael Huber, der das Toni Sailer Golf Memorial gemeinsam mit Signe Reisch und Martin Kerscher ersonnen hat, freut sich heuer über den „kleinen, feinen Rahmen” und erinnert sich: „Hinter unserer Idee stand kein großer Plan und es gab auch kein Ziel. Aber es ist schön, was Toni und dem Turnier für eine Wertschätzung zuteil wird – für uns eine Verpflichtung es weiterzuführen.” Für Martin Kerscher, den Präsidenten des Golfclubs Kitzbühel, ist Toni Sailer bis heute „Vorbild und Idol”. In seiner Funktion als Präsident des Golfclubs Kitzbühel ist Martin Kerscher auch Toni Sailers Nachfolger. Gut gemeinte Ratschläge hat er ihm damals in den 90er-Jahren keine gegeben: „Der Toni hätte so etwas nie gemacht. Außerdem hat er es auch verstanden, dir das Gefühl zu geben, dass du etwas gut machst, ohne es auszusprechen.”

Wenn Rudi Sailer an seinen Bruder denkt, ist das Erste, was ihm immer einfällt: „Dass er mir abgeht. Er war ein Gaudebursch und der Verlust ist riesengroß.” Gerne denkt auch Hias Leitner an seinen Teamkollegen zurück, allerdings ist er einer der wenigen, der beim ersten Gedanken an Toni nicht ans Skifahren denkt: „Wir haben zusammen beim FC Kitzbühel Fußball gespielt und waren beide Stürmer.” Allerdings waren Hias und Toni gleichzeitig auch gute Torhüter und deshalb durfte stets nur derjenige auf dem Feld für Tore sorgen, der beim Aufwärmen die Elfmeter des Trainers nicht halten konnte. Fußball kann auch kompliziert sein. Hias Leitner, der mit seinem Flight im Mittelfeld landete, wird übrigens am 22. September 85 Jahre alt. Wie Toni Sailer kam auch er 1935 in Kitzbühel zur Welt. 

So ruhig, konzentriert und entschleunigt der Tag auf den Fairways zwischen dem Golfclub Kaps und dem Golfclub Rasmushof abgelaufen war, so beschwingt und heiter wurde die Siegerehrung. Hauptverantwortlich dafür war Pointen-Schleuderer Martin Kerscher, der sich – ebenso traditionell – kein Blatt vor den Mund genommen hat. Gewonnen hat das 9. Toni Sailer Golf Memorial der Flight mit Theresia und Peter Enzinger, Franz Prader und – Einspringer – Christoph Reiter. Den Greenkeeper-Clubmeister des Golfclubs Kitzbühel und Clubmeister des Golfclubs Kitzbühel-Eichenheim ereilte die Anfrage, ob er denn mitspielen wolle, erst tagsdavor (nach Juppi Koidls w.o.). Christoph Reiter überlegte keine Sekunde und antwortete sofort mit „Ja!”. Die besten Entscheidungen trifft man oft aus dem Bauch heraus – nicht nur beim Golfen und Skifahren.


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