Steckbrief

  • Todestag: 08.07.2001
  • Kinder: Kathrin
  • Beruf / Kader: Fotokauffrau, Skirennläuferin, Hotelierin

Weitere Informationen zu Christl Haas

Olympiasiegerin und Weltmeisterin in der Abfahrt 1964

Olympia-Bronzemedaillengewinnerin und WM-Bronze in der Abfahrt 1968

Weltmeisterin in der Abfahrt 1962

Vize-Weltmeisterin in der Kombination 1964

Achtfache Österreichische Staatsmeisterin

„Ich will Weltmeisterin werden.“ Schon mit sechs Jahren definierte Christa Ulrike Haas ihr sportliches Ziel. Sie wurde nicht nur 1962 Weltmeisterin, sie gewann bei den Olympischen Spielen 1964 in Innsbruck die Gold- und vier Jahre später bei den Spielen in Grenoble die Bronzemedaille in der Abfahrt. Beide Erfolge zählten zu dieser Zeit auch für die Weltmeisterschaft.

Das Skifahren wurde Christl Haas in die Wiege gelegt. Ihre Eltern führten den heute nicht mehr existierenden Posthof auf dem Hahnen­kamm hoch über Kitzbühel. Dabei begann ihr Leben mit einem Schick­salsschlag. Es war an einem Wintertag 1945, Christl war gerade einmal eineinhalb Jahre alt, als sie ihre Lieblingspuppe vor dem Haus im Schnee fand. In der kindlichen Annahme, die Puppe fröre, brachte sie sie zum Aufwärmen zu einem Ofen. Die Zelluloidpuppe ging innerhalb von Sekun­denbruchteilen in Flammen auf. Zum Lebensretter wurde der Großvater: Zufällig im Raum, riss er das Fenster auf und warf Klein-Christl hinaus in den Schnee. Trotz dieser Geistesgegenwart trug sie schwere Brandwunden im Gesicht und an den Händen davon – die Narben begleiteten sie ihr ganzes Leben. Die ersten Skischritte unternahm Christl Haas gemeinsam mit ihrer drei Jahre älteren Schwester Monika (heute verehelichte Lagler) auf spielerische Art und Weise und auf weltbekanntem Boden: „Wir sind immer wieder den Startschuss der Streif-Rennstrecke bis zur Mausefalle hinun­tergerutscht und anschließend wieder nach oben gestapft“, erinnert sich die Schwester. Mit Beginn der Schulzeit ging es schon mit sechs Jahren per Ski via Streif-Rennstrecke ins Tal. Kondition wurde auf natürlichem Weg getankt: Wenn die Hahnenkammbahn vor bzw. nach der Saison nicht verkehrte, ging es zu Fuß zurück zum heimischen Herd, meist direkt auf einem Weg entlang der Seilbahntrasse. Der durch die Felsen führende Steig ist im Laufe der Jahre zugewachsen. Nach der Schulzeit lernte Haas bei Foto Rosner in Kitzbühel den Beruf einer Fotokauffrau. Die Fotografie sollte sie als Hobby ihr Leben lang begleiten. Nach der Lehrzeit wechselte sie zur Skifirma Kästle, um dem Rennsport nachgehen zu können. Der Durchbruch gelang ihr unmit­telbar vor der Weltmeisterschaft 1962, als sie, erst gut 18 Jahre alt, mit einem zweiten Platz im Riesentorlauf in Grindelwald das WM-Ticket löste. Sie rechtfertigte das Vertrauen mit dem Gewinn des WM-Titels in der Abfahrt von Chamonix. Mit der Laufbahn von Christl Haas ging es steil bergauf. Bei ihrem größten Erfolg, dem Sieg im Abfahrtslauf in Innsbruck bei den Olym­pischen Spielen 1964, drückte die gesamte Familie an Ort und Stelle die Daumen. „VIP-Karten gab es damals noch nicht. Wir standen mitten im Publikum.“ Lediglich zur Siegerehrung, die in einer Pause des Eislaufbewerbes stattgefunden hatte, wurden sie mit Ehrenkarten bedacht. „Sie träumte immer von einem Sportgeschäft“, erzählt ihre Schwester. Als bei der Talstation der Bergbahn St. Johann ein Grundstück zu haben war, erwarb Christl 400 und ihre Schwester 1.100 Quadratmeter. Auf dem kleineren Teil konnte Haas ihren Traum vom Sportgeschäft erfüllen, auf der restlichen Fläche entstand das Hotel Crystal. Mit der Übersied­lung wechselte sie auch zum Skiklub St. Johann, für den sie die Bronze­medaille bei den Olympischen Winterspielen in Grenoble 1968 gewann. „Diese Medaille hat ihr sehr, sehr viel bedeutet. Sie hat den Druck der nachdrängenden Jugend gespürt und gewusst, dass sie nicht mehr die Beste ist.“ Dabei war sie noch nicht einmal 25 Jahre alt. In einer Stunde tiefer Trauer zeigte sie menschliche Größe: Die für sie so bedeutungsvolle Bronzemedaille hat sie dem 1991 beim Training zum Lauberhornrennen tödlich verunglückten Gernot Reinstadler mit ins Grab gegeben. Gernot war der Sohn der Ex-Rennläuferin Traudl Eder, welche eine ihrer besten Freundinnen war. Es war am 7. Juli 2001, als sie sich von ihrer Schwester Monika verabschiedete. Vielleicht mit einer unterbewussten Vorahnung. „Sie kam dreimal zurück und bat mich, auf ihren schwarzen Cockerspaniel Troy gut aufzupassen“, erinnert sich ihre Schwester. Tags darauf, am ersten Urlaubstag, dem 8. Juli 2001, schlug in der Nähe von Antalya (Türkei) das Schicksal zu. Gegen 11 Uhr ging Christl Haas mit ihrem Enkel Kevin ins Meer baden. Nur wenige Meter vom Strand entfernt dürfte sie, so die Vermutung, im hohen Wellengang Wasser geschluckt haben und in Panik geraten sein. Obwohl Kevin sofort ans Ufer schwamm und Alarm schlug, kam trotz einer sofort eingeleiteten Rettungsaktion jede Hilfe zu spät. Als Todesursache wurde Ertrinken festgestellt. Am 14. Juli 2001 wurde Christl Haas unter großer Anteilnahme der Bevölkerung und der Skifamilie am Friedhof in St. Johann beigesetzt. Ihren Grabstein ziert als einziger Hinweis auf ihre große sportliche Lauf­bahn die Goldmedaille des Internationalen Skiverbandes (FIS), die sie zugleich mit der Olympia-Goldmedaille für den Sieg im Abfahrtslauf 1964 erhalten hatte. Die Bescheidenheit, die Christl Haas zeit ihres Lebens ausgezeichnet hatte, zeigt sich auch an ihrer letzten Ruhestätte.

LEBENSWEG

Christa Ulrike Haas, die Zeit ihres Lebens nur „Christl“ genannt wurde, kam am 19. September 1943 in Kitzbühel zur Welt. Ihre Eltern waren „Zuagroaste“: Vater Wilhelm, der sich später bei der Bergwacht große Verdienste erwarb, stammte aus Nürnberg, Mutter Zita, gebo­rene Strasser, aus der Schweiz. Die später so erfolgreiche Sport­lerin wuchs im Posthof auf dem Hahnenkamm auf – nur einen Steinwurf von der Bergstation der Hahnenkammbahn entfernt. Ihr Schulweg führte im Winter auf Skiern über die berühmt-berüch­tigte Streif-Rennstrecke. Nicht gerade zur Freude ihrer Eltern, denen es angesichts der Schuss­fahrten die Haare aufstellte. Nach der Schulzeit lernte sie bei Foto Rosner in der Gänsbachgasse in Kitzbühel den Beruf einer Foto­kauffrau – die Fotografie sollte zeit ihres Lebens ihr großes Stecken­pferd bleiben. Die Rennläuferin blieb unverhei­ratet, brachte aber am 23. Jänner 1975 ein Mädchen zur Welt. Toch­ter Katrin, verehelichte Wetzinger, lebt heute in Colorado und schenkte ihrer Mutter mit Kevin, Julian und Laura drei Enkelkinder, die zu ihrem Ein und Alles wurden. Christas Schwester Monika, verehelichte Lagler, lebt in St. Johann. Am 8. Juli 2001 kam Christl Haas in der Nähe von Antalya (Türkei) bei einem Badeunfall ums Leben. Am 14. Juli 2001 wurde sie unter großer Anteilnahme der Skifamilie und der Bevölkerung am Friedhof in St. Johann in Tirol beigesetzt.


Erfolge

WettkampfOrtJahrRang
Ski Alpin / Abfahrt
Weltcup
Bad Gastein (AUT)19682
Ski Alpin / Abfahrt - Kandahar-Rennen
Weltcup
Chamonix (FRA)19682
Ski Alpin / Kombination Kandahar-Rennen
Weltcup
Chamonix (FRA)19682
Ski Alpin / Abfahrt
Weltcup
Chamonix (FRA)19682
Ski Alpin / Slalom
Kandahar-Rennen
Chamonix (FRA)19685
Ski Alpin / Abfahrt
Weltcup
St. Gervais (FRA)19683
Ski Alpin / Abfahrt
Olympische Spiele
Grenoble (FRA)1968Bronze
Ski Alpin / Abfahrt
Weltmeisterschaften
Grenoble (FRA)1968Bronze
Ski Alpin / Abfahrt
Weltcup-Gesamtwertung
/19683
Ski Alpin / Gesamtwertung
Weltcup
/196810
Ski Alpin / Kombination
Österreichische Meisterschaften
/1968Gold
Ski Alpin / Slalom
Weltcup
Monte Bondone (ITA)19674
Ski Alpin / Slalom-Gesamtwertung
Weltcup
/196714
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
Mürren (SUI)19661
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
Mürren (SUI)19661
Ski Alpin / Slalom
Kandahar-Rennen
Mürren (SUI)19661
Ski Alpin / Slalom
Österreichische Meisterschaften
/1966Gold
Ski Alpin / Abfahrt
Österreichische Meisterschaften
/1966Gold
Ski Alpin / Kombination
Österreichische Meisterschaften
/1966Gold
Ehrung / Kandahar Ehrenzeichen
Ehrungen
/1966
Ehrung / Kandahar Ehrenzeichen mit Diamant
Ehrungen
/1966
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19653
Ski Alpin / Slalom
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19653
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
St. Anton am Arlberg (AUT)19654
Ski Alpin / Abfahrt
US-Skimeisterschaften
/19651
Ski Alpin / Riesenslalom
Olympische Spiele
Innsbruck (AUT)19644
Ski Alpin / Riesenslalom
Weltmeisterschaften
Innsbruck (AUT)19644
Ski Alpin / Slalom
Olympische Spiele
Innsbruck (AUT)19646
Ski Alpin / Slalom
Weltmeisterschaften
Innsbruck (AUT)19646
Ski Alpin / Abfahrt
Olympische Spiele
Innsbruck (AUT)1964Gold
Ski Alpin / Abfahrt
Weltmeisterschaften
Innsbruck (AUT)1964Gold
Ski Alpin / Kombination
Weltmeisterschaften
Innsbruck (AUT)1964Silber
Ski Alpin / Riesenslalom
Österreichische Meisterschaften
/1964Gold
Ski Alpin
Tiroler Meisterschaften
/1964Gold
Ski Alpin
Tiroler Meisterschaften
/1964Gold
Ski Alpin
Tiroler Meisterschaften
/1964Gold
Ski Alpin / Kombination
Österreichische Meisterschaften
/1964Gold
Ehrung / KSC Sportehrenzeichen in Gold
Ehrungen
/1964
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
Chamonix (FRA)19633
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
Chamonix (FRA)19634
Ski Alpin / Abfahrt
Österreichische Meisterschaften
/1963Gold
Ski Alpin / Abfahrt
Weltmeisterschaften
Chamonix (FRA)1962Gold
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
Sestriere (ITA)19622
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
Mürren (SUI)19613
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
Mürren (SUI)19614
Ski Alpin / Abfahrt
Österreichische Meisterschaften
/1961Gold
Ski Alpin / Riesenslalom
Hahnenkamm-Rennen
Kitzbühel (AUT)196027
Ski Alpin / Abfahrt
Hahnenkamm-Rennen
Kitzbühel (AUT)196077
Ski Alpin / Abfahrt
Kandahar-Rennen
Sestriere (ITA)19602
Ski Alpin / Kombination
Kandahar-Rennen
Sestriere (ITA)19605
Ski Alpin / Riesenslalom
Österreichische Jugendmeisterschaften
/1960Gold
Ski Alpin / Slalom
Österreichische Jugendmeisterschaften
/1960Gold
Ski Alpin
Tiroler Meisterschaften
/1960Gold
Ski Alpin
Tiroler Meisterschaften
/1960Gold
Ski Alpin / Abfahrt
Österreichische Jugendmeisterschaften
/1960Gold
Ski Alpin / Kombination
Österreichische Jugendmeisterschaften
/1960Gold

Ehrungen

EhrungJahr
KSC Sportehrenzeichen in Gold 1964
Kandahar Ehrenzeichen 1966
Kandahar Ehrenzeichen mit Diamant 1966