Page 20 - Sonderausgabe Skikitz 2020 Dezember Sepp Kahn
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DIE INTENSIVE PHASE
         DER „HAHNENKAMM-WOCHE“ BEGINNT
         24.1.2020

         Heute, um 11 h 30, findet der Super-G statt. Der Raiffeisenkasse
         in Itter  statte  ich einen  Besuch ab und fordere  freundlich
         die Herausgabe von hundert  Euro.  (Von unserem  Girokonto.)
         Bevor ich die Bank verlasse, frage ich die junge Angestellte, ob
         ich  damit wohl  genug  habe  für  das Kitzbühel-Wochenende?
         Unsicher schaut sie mich an, wohl wissend, dass es knapp
         werden  wird. Soll sie mir das auch sagen?  „Ich werde  mich
         einschränken“,  versichere  ich ihr  und  verabschiede mich.
         Gut  verläuft  die Autofahrt  bis Kirchberg,  dort  stelle ich  es ab
         und begebe mich zum Bahnhof, wo ich auf den Zug warte.
         Noch  hundert stehen da. Ob wir dann überhaupt alle  Platz
         haben werden?  Nach kurzer  Wartezeit,  die länger anmutet,
         sagt uns Chris Lohner,  dass der Zug bald einfahren  werde.
         Alle finden Platz im Zug, allerdings nur zum Stehen. Das macht
         nichts, es sind ja nur ein paar Minuten bis Kitzbühel. Frohgemut
         verlassen die meisten den Zug und gehen Richtung Zielgelände.
         Vier  Mädels aus Brixen  erkennen  mich  und  winken  mir  zu.
         Ich erwidere  diese Geste.  Zwischen tausenden  Zuschauern
         schlängel ich mich durch und gehe  höher  hinauf, um einen
         Gesamtüberblick  zu bekommen. Fast auf Höhe dieser Kante,
         die nach  dieser  schwierigen  Schrägfahrt  kommt,  bin ich
         schon, da geht es plötzlich dahin mit mir. (Talwärts!) Nach
         ungefähr zwanzig Metern – nach intensiven Bremsbewegungen
         mit Händen und Füßen – komme ich wieder auf die Beine.
         Schneeabklopfen an Kleidung, Kappe und Bart, Säubern
         der Sonnenbrille und ein freundliches Lächeln an die
         Umstehenden,  dann beginne  ich wieder nach oben zu
         steigen.  Nach  fünfzehn  Metern  lasse ich  es  gut  sein,  trete  mir
         knapp am  Zaun  einen  guten  Standplatz  aus und  warte  auf
         den Beginn. Als Erster schießt Josef Ferstl über die Kante heraus
         und  fährt  in vorgezeichneten  Bögen  ins Ziel. Ganz  klein ist er
         ganz unten nur noch zu sehen. Weitere Rennläufer folgen.
         Plötzlich fällt mir etwas auf. Vielleicht dreißig Meter  unterhalb
         meines Standpunktes steht ein künstlicher Turm und da oben
         steht  ein  ORF-Kameramann  und  filmt  die  Rennläufer.  Das  ist
         nur  gut  und  richtig,  aber  –  ich  wische  die  Sonnenbrille,
         die auch  Fernbrille,  ist noch  einmal ab und  sehe
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