Page 21 - Sonderausgabe Skikitz 2020 Dezember Sepp Kahn
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es nun ganz klar: Der Mann ist angehängt! Ein Geländer
         sichert die kleine Plattform  oben ab, ein Herunterfallen
         ist dadurch  ausgeschlossen,  was bedeutet  das aber
         dann?     Hat    der    Mann     eine   dunkle     Vergangenheit?
         Ist er schon einmal während der Arbeit abgehauen?
         Ein  bisschen  Spielraum  haben  sie ihm  gelassen.  Zwei,  drei
         Schritte  kann er gehen,  wenn er  die Kamera  von oben  nach
         unten  schwenkt.  So  etwas,  wenn  einem  „Alternativen“
         das auffallen  würde!  Da würde  ein  Geschrei  losgehen:
         Freiheitsberaubung! Beschneidung der Menschenwürde und so
         weiter.

         Kjetil  Jansrud  fährt  soeben  Bestzeit  und  ich  begebe  mich
         langsam wieder  nach unten.  Noch  etwas ist mir da oben
         zuerst  aufgefallen: Italiener (der Sprache nach) sind neben
         mir gestanden. Wenn sie geredet haben, habe ich überhaupt
         nichts  verstanden,  gelacht  haben  sie aber  ganz  gleich  wie
         wir. Und noch etwas habe ich, mit Verzögerung, durchschaut.
         Hans Knauss ist eine Viertelstunde vor Rennbeginn  mit der
         (Helm) Kamera heruntergefahren. Eine Viertelstunde davor! Im
         Fernsehen  wird immer der Eindruck erweckt, dass  dies  ganz
         knapp vor Rennbeginn ist. Diese kleine Notlüge wäre ja noch
         zu verzeihen, aber warum schnauft der Hans dann so? Und der
         Kommentator  lobt ihn noch,  dass er  es so schnell ins Studio
         geschafft  hat.  Alles Theater!  Und  beim Sykora wird es das
         gleiche sein. Ins „Salettl“ (unterhalb vom Ziel) gehe  ich nun.
         Aber  nur,  weil es mir der  Präsident  empfohlen hat.  Hätte  ich
         mich sonst überhaupt  getraut?  Da drinnen  staune  ich aber.
         „Holen Sie sich zu essen oder als Nachspeise etwas Süßes“, werde
         ich angewiesen. Weil ich weit oben schon ein Würstl gegessen
         habe, hole ich mir eine ausgiebige Nachspeise, setze mich allein
         an einen Tisch, bleibe das aber nicht lange. Ein Kitzbüheler Lehrer
         setzt sich zu mir und wir beginnen uns zu unterhalten. Ein Weilchen
         später erscheint Fritz Strobl und noch Zwei. Er lässt seinen Blick
         umherschweifen – leeren Tisch gibt es keinen mehr – und alle Drei
         setzen sich zu uns. Den zweiten Mann…, wo habe ich den schon
         gesehen? Im Laufe des zuerst zögerlichen Gesprächs erfahre ich
         es: Es ist Nick P., der Schlagersänger. Von Beiden erhalte ich ein
         Autogramm. Dann auch noch von der Frau. Fritz muss weg zu
         einem  Termin,  aber  Nick  erzählt  aus seinem ganz  normalen
         Leben. Mit einer fremden Frau, mit der ich mich auf dem

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