Page 23 - Sonderausgabe Skikitz 2020 Dezember Sepp Kahn
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Von Brixen nach Kirchberg bin ich unterwegs und gerate in
einen Stau. Weil ich aber fast damit gerechnet habe, ist das
weiter nicht tragisch, es geht halt langsam dahin, wie das
bei einem Stau eben so ist. Schließlich bin ich aber doch in
Kirchberg und stelle das Auto am vorgesehenen Parkplatz ab.
In Scharen wandern wir zum Bahnhof, wo uns ein schon warten-
der Zug alle verschluckt und nach Kitzbühel bringt. Gewaltig,
diese Menschenmassen, die nun Richtung Zielgelände
marschieren. Höher hinauf begebe ich mich wieder, suche mir
einen guten Platz aus, von wo ich die Abfahrer und das ganze
Geschehen beobachten kann. Wie Ameisen kommen die
Menschen daher, verteilen sich, klettern höher hinauf…
Wie entsteht so eine Faszination, die zwanzig-, dreißig- oder
vierzigtausend Menschen anzieht? Ja, die Abfahrt ist die
schwierigste, gefährlichste im ganzen Weltcupzirkus. Man
bewundert die Athleten, die sie meistern, und leidet mit, mit
denen, die daran scheitern. Und dann sind in Kitzbühel auch
so viele Promis zu sehen. Manche ganz nah, andere nur aus
der Ferne. Aber man hat sie gesehen, kann daheim erzählen
davon, vielleicht sogar ein ergattertes Autogramm vorzeigen.
Die Abfahrt hat begonnen und zieht mich in ihren Bann.
Schließlich gewinnt Matthias Mayer, knapp vor Beat
Feuz und Vincent Kriechmayr. Und ich treffe genau
auf unsere „Jungen“, unter vierzigtausend Leuten.
Gemächlich wandere ich Richtung Innenstadt und alle
Straßen sind voll Menschen. Erst als ich weiter hinuntergelange,
lichten sich die Reihen und es wird auch ruhiger. Diese Musik und
die hundertfach verstärkte Stimme des Platzsprechers, das sind
meine Ohren nicht gewohnt. Durch – für mich – neue Straßen
spaziere ich nun, sehe immer wieder neue Hotels und stelle
fest, dass das „Tiefenbrunner“, (wie so manch anderes), eine
gewaltig schöne Hinterseite hat. Oder ist das die Vorderseite? Ein
Mann und ein winziger Hund, die nicht das gleiche wollen, fallen
mir auf. Der Mann bemüht sich, das Hündchen in eine Tasche
zu stellen, was ihm aber nicht gelingt, weil das Hündchen
sich dagegen sträubt und scheinbar lieber zu Fuß gehen will.
Schließlich gibt der Mann auf und das Hündchen, scheint mir,
grinst frech. Die Gänsbachgasse gehe ich nun wieder herauf und
kaufe mir im „Brotkörbchen“ einen Kaffee mit Apfelstrudel, damit
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